Wien – Bojan S. wollte Boxer werden. Für die Verwirklichung des Traums borgte er sich Geld aus – leider von den Falschen, erzählt er dem Schöffengericht unter Vorsitz von Christina Salzborn. Denn als er die Schulden nicht begleichen konnte, sei er von den Männern "überredet" worden einzubrechen.

Neben dem von Heike Sporn verteidigten 30-Jährigen sitzen drei weitere Männer im Alter von 25 bis 38 Jahren, denen der Staatsanwalt elf Einbrüche zwischen 2011 und Ende 2012 mit 400.000 Euro Beute vorwirft.

Keine normalen, sondern recht spektakuläre. Die Gruppe agierte in wechselnder Besetzung als "Blitzeinbrecher", die teilweise mit gestohlenen Autos in Schaufenster donnerten, alles zusammenrafften und wieder verschwanden.

Was, war den teilweise Geständigen eher gleichgültig. Sie brachen in Parfümerien ebenso ein wie in Bekleidungsgeschäfte, vorwiegend hatten sie es aber auf Schmuck abgesehen. Zweimal wur­de das Dorotheum zum Opfer, bei einem Coup bei einem Juwelier in Niederösterreich war die Beute über 200.000 Euro wert.

Die gestohlenen Fahrzeuge waren übrigens immer Mercedes-Karossen. "Jeder Eigentümer war verwundert, dass sein Auto gestohlen wurde, so alt waren die", merkt Salzborn an. Der Grund: Sie ließen sich viel leichter aufbrechen und starten. "Ist Ihnen aufgefallen, dass Ihr Komplize nie einen Schlüssel hatte, sondern mit einem Werkzeug startete?", wird S. von der Vorsitzenden gefragt. Na ja, irgendwann habe er sich schon gewundert, lautet die Antwort.

Wird fortgesetzt. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 7./8.9.2013)