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Pinochet-Opfer fordern Wahrheit und Gerechtigkeit.

Foto: Reuters/Fernandez

Santiago de Chile  - Das Oberste Gericht Chiles hat erstmals "Versäumnisse" während der Militärherrschaft von Augusto Pinochet eingeräumt. "Wir sind zu der Überzeugung gelangt, dass es keine andere Haltung geben kann als eine ausdrückliche Anerkennung der ernsten Taten und Versäumnisse, die sich in jener Zeit ereigneten", erklärte Gerichtspräsident Ruben Ballesteros am Freitag. Auf eine Entschuldigung bei den Opfern der Diktatur, wie sie die chilenische Richtervereinigung ausgesprochen hatte, verzichtete das Oberste Gericht. Der Jahrestag des Militärputsches in Chile jährt sich am 11. September zum 40. Mal.

Die Richtervereinigung hatte sich am Mittwoch bei den Opfern der Militärherrschaft entschuldigt. Die Zeit sei gekommen, bei den Opfern der Misshandlung durch den Staat um Vergebung zu bitten, hieß es in einer Erklärung. Die Richter erkannten ein "Versagen" des Justizsystems und "insbesondere" des Obersten Gerichts an.

Anfragen abgewiesen

Chilenische Gerichte hatten in rund 5.000 Fällen Anfragen nach Hilfe bei der Suche nach Angehörigen, die von Geheimdienst und Sicherheitskräften entführt oder ermordet worden waren, abgewiesen. Die Gerichte erklärten, keine Informationen dazu zu haben. Einer Untersuchung zufolge war die Regierung Pinochets für mindestens 3.200 Morde und 38.000 Fälle von Folter verantwortlich.

Pinochet hatte am 11. September 1973 mit Unterstützung des US-Geheimdiensts CIA den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende gestürzt und selbst die Macht übernommen. Erst 1990 gab er die Regierungsführung ab. Am 10. Dezember 2006 starb Pinochet. Trotz zahlreicher Klagen im In- und Ausland musste er sich nie vor Gericht verantworten. (APA, 6.9.2013)