Imposant präsentiert sich Europas industrielles und technologisches Kraftzentrum heuer in Frankfurt: Gegen die Deutschen wirken Franzosen, Japaner, Koreaner und Amis auf der IAA fast ein wenig blass

Bemisst man den Zustand der Au­tomobilnationen nach ihrem Auftritt auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt, gewinnt man den Eindruck, Deutschland fährt der Welt auf und davon. Verzerrender Faktor ist natürlich, dass es sich um die Heimmesse handelt, die der VW-Konzern, BMW und Mercedes mit besonderem Ehrgeiz als Macht am Main inszenieren. Aber es ist schon was Wahres dran, die international und technologisch exzellent aufgestellten Deutschen mischen global ganz vorne mit, Japan und Südkorea mit seinem Hyundai-Kia-Verbund sind Experten zufolge die anderen beiden Nationen mit herausragender Zukunftsperspektive.

Die biennal veranstaltete IAA ist die größte und wichtigste Branchenschau der Welt, und sie spielt vor dem Hintergrund sich langsam stabilisierender europäischer Märkte (was den kränkelnden Franzosen und Italienern helfen wird) sowie mehr (China) oder weniger (USA) dynamischen Wachstums im Rest der Welt. Klar bleibt nämlich: Totgesagte leben länger, alle wollen Autos haben.

Vernetzung und Elektrifizierung

Auffälligste IAA-Trends: Vernetzung, Effizienzsteigerung und Diversifizierung. Vernetzung: Mit der neuen S-Klasse beginnt die Ära des (teil)autonomen Fahrens, das treibt die Branche locker die nächsten zwei Dekaden um. Effizienzsteigerung: inklusive zweitem Anlauf zur E-Mobilität. Der landet mit Plug-in-Hybriden auf dem Boden der Realität und wird ergänzt durch Neuzugänge, welche die Elektrofahrzeug-Nische etwas weiter aufspreizen, IAA-Exempel: BMW i3 (gibt's auch mit zusätzlichem 2-Zylinder-Ottomotor zur Reichweitenverlängerung, Stichwort: Range Extender) und die VW-Stromer e-up! und e-Golf.


Elektroantrieb ist in Frankfurt ein großes Thema, auch bei Porsche. (Foto: Reuters)

Besonders ins Auge fällt das Kapitel Diversifizierung, die Artenvielfalt war noch nie so groß, wobei speziell zu erwähnen wäre, dass sich erstens die Grenzen zwischen den Fahrzeugkategorien immer mehr verwischen, was sich Crossover nennt, und zweitens immer mehr Autos aller Größenordnungen auf SUV getrimmt werden.

Erweiterter Raumgedanke

Ganz klar dominiert der vom (Groß-)Raumgedanken getragene Themenkomplex SUV/Crossover/Van/Kombi die IAA, mit Weltpremieren wie Mercedes GLA, BMW X5, Nissan X-Trail, Kia Soul, Opel Insignia Country Tourer sowie den Showcars Kia Niro, Suzuki iV-4, Lexus LF-NX, Jaguar C-X17 und Renault Initiale Paris. Bei Vans zu nennen: VW Sportsvan, Citroën Grand C4 Picasso und die Studien BMW Concept Active Tourer Outdoor, Ford S-Max Concept; da­zu noch die klassischen Kombis Seat Leon ST, Skoda Rapid Spaceback und Honda Civic Tourer.


Bedrängter Luxus: Es gilt 175 Weltpremieren zu begutachten. (Foto: AP)

Den zweiten kategorischen Schwerpunkt, Stichwort: Pracht am Main, setzen Cabrios, Coupés, (Super-)Sport und Luxus mit Debüts von Audi A3 Cabrio und BMW 4er bis Porsche 918 Spyder, Ferrari 458 Speciale, Bentley Continental GT V8 S sowie aufregenden Studien à la Audi Sport quattro Concept, Cadillac Elmiraj, Chevrolet Roadster Miray, Mercedes Concept S Coupé, Opel Monza Concept, Subaru WRX und natürlich Volvo Concept Coupé. Daneben fristen Kleinwagen wie der Hyundai i10 und die Showcars Smart Fourjoy, Toyota Yaris Hybrid-R sowie die stückzahlträchtigen Kompakten Mazda3 und Peugeot 308 (inklusive der Studie Infiniti Q30 Concept), ungerecht ist die Welt, beinahe ein marginales Dasein. 

Die Highlights der IAA als Ansichtssache, Teil eins unseres Messerundgangs:

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BMW Die Bayern hauen gewaltig auf den Putz und präsentieren sich nicht nur als klassischer Premiumhersteller, sondern als Technologiesupermacht mit klarer Zukunftsperspektive. Das kleine "i" kommt ganz groß raus: mit i3, i8 und revolutionärer CFK-Karosserie. Los geht's mit dem Stadtelektriker i3, und zwar am 16. November.

Foto: reuters/pfaffenbach

Mit 35.700 Euro sind Sie dabei - und wem 170 Elektro-PS sowie circa 130 Kilometer Reichweite nicht genügen (wir prophezeien: Das werden enorm viele sein), der kann den Einsatz auf 40.400 Euro erhöhen. Dank Range Extender (2-Zylinder-Ottomotor) kommt man dann um die 300 Kilometer weit.

Foto: bmw

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2014 folgt der i8, eine futuristische Plug-in-Hybrid-Flunder, an Bord zwei E-Motoren und ein 3-Zylinder-Turbo mit 231 PS.

Foto: ap/augstein

Alle Antriebe zusammen stemmen 362 PS und garantieren einen Sprung auf Tempo 100 in 4,5 Sekunden. Verbrauchsempfehlung des Mobilitätsberaters: 2,5 Liter auf 100 Kilometer. Am exakten Österreich-Preis wird noch getüftelt, in der Region zwischen 130.000 und 140.000 Euro wird man wohl dabei sein.

Foto: bmw

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Die anderen, quasi konventionellen Publikums-Weltpremieren lauten: 4er Coupé, X5. Der 4er (Bild, 38.900 bis 59.600 Euro) legt am 5. Oktober los.

Foto: ap/augstein

Die Neuauflage des X5 (69.800 bis 94.550 Euro) folgt am 16. November. Kenndaten: 4,88 Meter Länge, 650 Liter Kofferraum, Motorisierungen zwischen 218 und 381 PS. Kommt als Basis-X5 namens sDrive 25d auch ohne Allrad und ergo mit Heckantrieb.

Foto: bmw

Und damit die Leute nicht den Mut verlieren angesichts der verlockenden Perspektive "BMW mit Frontantrieb", steht auch noch die Studie Concept Active Tourer Outdoor drinnen auf der IAA.

Foto: bmw

In dem 4,35 Meter langen Crossover mobilisiert der Plug-in-Hybridantrieb insgesamt 190 PS, das Serienmodell sollte dann 2014 so weit sein.

Foto: bmw

DAIMLER GLA, S 500 Plug in Hybrid, Concept S Coupé, Smart Fourjoy. Und dabei beschränken wir uns aufs Allerwesentlichste. Die Meldungen im Einzelnen. Mercedes GLA. Ein jahrelanges Desiderat, endlich startbereit.

Foto: daimler

Damit BMW (X1) und Audi (Q3) sich nicht auf alle Zeiten alleine eine goldene Nase verdienen. Der 4,42 Meter lange Einstiegs-SUV basiert auf A- und B-Klasse, ist markant und gefällig gezeichnet und wird weggehen wie die warmen Semmeln, so viel ist klar.

Foto: daimler

Zur Auswahl stehen Frontantrieb und Allrad sowie anfangs zwei Diesel und Benziner mit 136 bis 211 PS, der Startschuss fällt im März.

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Im Herbst 2014 ist dann der S 500 Plug-in-Hybrid so weit, mit dem die S-Klasse beim Normverbrauch in die Dreiliterliga vorstoßen will, elektrische Reichweite: 30 Kilometer, Systemleistung: circa 440 PS.

Foto: reuters/rattay

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Dass der CL künftig S Coupé heißen wird, verrät der Name einer der aufregendsten, der womöglich elegantesten IAA-Studie: Concept S Coupé. Reich und Schön in aller Welt werden jubilieren, bis zur Serie ist es aber sicher noch ein gutes Jahr hin.

Foto: ap/augstein

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Und zu guter Letzt verspricht der Smart Fourjoy hochoffiziell "urbane Lebensfreude pur künftig auch für vier", soll heißen: nächster Hinweis auf einen neuen Viersitzer-Smart, der Ende 2014 startet.

Foto: reuters/rattay

FORD Amerikas Nummer zwei spielt im Wesentlichen das Hybridthema in all seiner Mannigfaltigkeit durch und hat modellseitig einen Hinweis auf den nächsten S-Max mitgebracht. Der Sport-Van, als solchen sieht Ford den praktischen Wagen ja, heißt dementsprechend noch S-Max Concept.

Foto: ford

Bis zum Serieneinsatz fließt noch viel Wasser den Main runter, die Rede ist von Anfang 2015.

Foto: ford

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Die Vignale-Studie wiederum dient als Appetizer für den nächsten Mondeo. Beide Autos im unaufdringlichen neuen Ford-Weltdesign.

Foto: ap/deck

GENERAL MOTORS Transatlantisch (und -pazifisch) zu nennen sind zum Beispiel: Cadillac Elmiraj, eine enorm lässige Grand-Cou­pé-Studie, die jüngst beim Schaulauf der Schönen im kalifornischen Pebble Beach zum ersten Mal vorfahren durfte.

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Cisatlantisch hingegen, für unsere Breiten viel wichtiger, legt sich Opel ordentlich ins Zeug. Speziell mit dem Monza Concept weckt die Blitzmarke große Erwartungen, mal sehen, ob die Amis Rüsselsheim so was für die Serie erlauben. Flügeltürer muss nicht immer Mercedes sein, und offiziell soll der sportlich-athletisch gebaute Hingucker demonstrieren, wie Opel sich die automobile Zukunft vorstellt.

Foto: ap/probst

Als konkretes neues Serienmodell ist ferner der Insignia Country Tou­rer zu erwähnen, ein modisch rustikalisierter Allradler nach Strickmuster Audi Allroad und VW Passat Alltrack. Startet im Oktober, und zwar zu Preisen ab 42.810 Euro.

Foto: opel

Und mit dem Insignia OPC stößt man in eine neue Sportliga vor. Das Kurzporträt: 325-PS-Turbo-V6, Allradantrieb, 0-100 km/h in 6,0 Sekunden. Kommt auch noch heuer als Limousine und Sports Tourer, Kostenpunkt: ab 56.310 Euro. (Andreas Stockinger aus Frankfurt, derStandard.at, 10.9.2013)

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Foto: opel