Die Infrarotaufnahmen des Spitzer-Weltraumteleskops entlarven 3552 Don Quixote als aktiven Kometen: Links ist die Koma des Objekts deutlich zu erkennen, rechts wurde die Gas- und Staubwolke entfernt, damit der schwache Schweif besser zu sehen ist.

Foto: NASA/JPL-Caltech/ DLR/NAU

Köln - Dreißig Jahre lang hielten Wissenschafter das 1983 erstmals beobachtete Objekt "3552 Don Quixote" für einen Asteroiden, allenfalls ein totes Überbleibsel eines Kometen. Nun stellten sie bei Untersuchungen mit dem Weltraumteleskop Spitzer fest: in dem 19 Kilometer großen Brocken steckt durchaus noch "Leben". Die Infrarotbilder entlarven Don Quixote als noch immer aktiven Kometen. Die Astronomen von der Northern Arizona University in den USA und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) schließen daraus, dass es in der Nähe der Erde mehr aktive Kometen geben könnte als bisher angenommen - und damit auch mehr Wasser.

Verdächtiger "Asteroid"

Aufgefallen war Don Quixote den Wissenschaftern bereits zuvor. Seine langgestreckte Bahn führt ihn bis zum Jupiterorbit, was für die Forscher bereits verdächtig nach Kometenumlaufbahn aussah. Daher nahmen sie an, dass Don Quixote entweder ein Asteroid mit einer ungewöhnlichen Bahn ist oder ein einstiger Komet, ein inaktiver Kern, der seine flüchtigen Materialien bei zahlreichen Vorbeiflügen an der Sonne längst verloren hat.

"Auch seine sehr dunkle Oberfläche weist eher auf einen Kometen hin - nur die physikalischen Beweise fehlten bisher", meint Planetenforscher Alan Harris vom DLR. Diese lieferten nun die Spitzer-Aufnahmen, die am Dienstag beim European Planetary Science Congress in London vorgestellt wurden. Auf den durch einen Zufall überbelichteten Fotos entdeckten die Forscher einen schwachen Kometenschweif und eine Koma aus Staub und Gas um Don Quixote - also Kennzeichen eines aktiven Kometen. In den Katalogen der Planetenforscher wird der Himmelskörper als drittgrößter erdnaher Asteroid geführt. "Diese Klassifizierung wird sehr wahrscheinlich geändert", meint Harris. Die Entscheidung darüber fällt die Internationale Astronomische Union (IAU).

Mehr verkannte Kometen als angenommen

Früheren Studien zufolge sind rund fünf Prozent aller erdnahen Asteroiden vormals Kometen gewesen, die ihre flüchtigen Bestandteile schon vor langer Zeit verloren haben. Die aktuellen Ergebnisse lassen darauf schließen, dass es womöglich wesentlich mehr verkannte aktive Kometen in unserer Nähe gibt als bisher gedacht.

Asteroiden und Kometen gelten als Restmaterial von der Entstehung des Sonnensystems. Während Kometen einen losen Verband aus Wasser, Staub und Gestein bilden und aus dem Kuipergürtel oder der noch weiter weg liegenden Oortschen Wolke stammen, sind Asteroiden Objekte aus Gestein; die meisten von ihnen sind im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter zu finden.

Zwar können auch Asteroiden Wasser enthalten, doch bei Kometen ist der Wasseranteil wesentlich höher. Michael Mommert von der Northern Arizona University (NAU), der die Forschungsarbeit als Doktorand am DLR durchführte, schätzt die Wassermenge, die 3552 Don Quixote immer noch besitzt, auf rund eine Milliarde Tonnen. Harris zufolge vermuten Astronomen, dass das Wasser auf dem Blauen Planeten teilweise von Einschlägen solcher Himmelskörper in der Frühzeit des Sonnensystems stammt. (tberg/red, derStandard.at, 10.09.2013)