CocoRosie zu Gast in Salzburg und Graz.

Foto: Rodrigo Jardon

Salzburg - Der Weg in das aktuelle Hipster-Pantheon war für die Schwestern Sierra und Bianca Casady schon früh vorgezeichnet. Seit genau zehn Jahren produzieren die beiden als CocoRosie seltsame Klangwelten.

Die Ältere, Sierra, wurde in Iowa geboren, wo auch Mama Christina Chalmers ihre Wurzeln hat. Genauer gesagt: indigene und syrische Vorfahren. Als Sierra und Bianca noch Babys waren, trennten sich die Eltern, der Vater fühlte sich daraufhin vom Schamanismus der US-Ureinwohner angezogen. Die Kids blieben bei der Mutter, die ein nomadisches Leben mit vielen wechselnden Stationen auf dem amerikanischen Kontinent führte.

Mit 18 ging Sierra 1998 nach Paris, um am Konservatorium Operngesang zu studieren. Als ihre Schwester fünf Jahre später ebenfalls an die Seine übersiedelte, begannen sie im kleinen Wohnzimmer eine verwunschene und seltsame Klang- und Fantasiewelt zu entwickeln. Das führte zum Debütalbum La maison de mon rêve: Sierra singt (meist klassisch), spielt Gitarre, Piano und Harfe, das Schwesterherz setzt die Stimmbänder eher kindlich ein, ist für Elektronik, Flöte und Perkussion zuständig, entlockt dazu noch Spielzeug, Haarföhn oder anderen exotischen "Instrumenten" Töne.

Zu Beginn hatte dieser Klangkosmos einen Hang zu Südstaatenblues und Bessie Smith - manches klingt wie eine alte Feldaufnahme von Folkpionieren des frühen 20. Jahrhunderts. Dann wieder nach den ätherischen Cocteau Twins - die Attribute Freak-Folk oder surrealistischer Traumpop sind dem Duo seither sicher.

Auf weiteren vier Alben arbeiteten CocoRosie mit Seelenverwandten wie Antony Hegarty oder dem französischen HipHop-Beatboxer Tez zusammen. Heuer bastelten sie den Soundtrack zu Robert Wilsons Peter Pan am Berliner Ensemble und veröffentlichten die Platte Tales Of A Grass Widow . Letztere hat eine starke Tanzbodenkompatibilität, textlich bleibt alles dunkelromantisch und schaurig-schön - naive Märchen über Einsamkeit und Tod, nicht gänzlich frei von New-Age-Kitsch, aber so sind sie mit dem Herrn Papa auch wieder ein bisserl versöhnt. Und das Duo tritt für einen universalen Feminismus ein. All das lässt sich jetzt zweimal in Österreich überprüfen. (dog, DER STANDARD, 11.9.2013)