Bild nicht mehr verfügbar.

Im Schatten des Kanzlers: Spindelegger.

Foto: APA/Fohringer

Wien/Linz - "Was glauben Sie - wer wird nach den Wahlen im Herbst Bundeskanzler in Österreich werden?" Diese Frage legte das Linzer Market-Institut im Auftrag des STANDARD im Mai 400 repräsentativ ausgewählten Wahlberechtigten vor: Damals sagten 49 Prozent, dass wohl Amtsinhaber Werner Faymann auch der nächsten Bundesregierung vorsitzen würde. 21 Prozent trauten das dem ÖVP-Chef Michael Spindelegger zu.

Drei Monate später, Ende August, dieselbe Frage. Und ähnliche Antworten, nur viel entschiedener: In der jüngsten Umfrage meinen nur 14 Prozent, dass Spindelegger Kanzler werden kann. Satte 65 Prozent glauben an Faymann. Irritierend für die ÖVP: Auch deren erklärte Anhänger gehen davon aus, dass die Wahlen nichts ändern werden und Faymann Kanzler bleiben kann - nur etwa jeder dritte deklarierte ÖVP-Wähler glaubt daran, dass es der ÖVP gelingen wird, ihren Kanzlerkandidaten an die Regierungsspitze zu bringen.

Dabei hat Spindelegger in dieser Umfrage als Person sehr gute Werte: Konstant meinen 28 Prozent, dass er international großes Ansehen genieße.

Guter Verhandler

Und 31 Prozent attestieren Spindelegger, dass er sich bei Verhandlungen gut durchsetzen kann - das ist ein deutlich höherer Wert als jener von Kanzler Faymann, dem nur 21 Prozent überlegenes Verhandlungsgeschick attestieren.

"Spindelegger ist als sachlicher Politiker anerkannt, in der ersten Wahlkampfphase hat er sogar zu Bundeskanzler Faymann aufschließen können", sagt Market-Chef Werner Beutelmeyer. Allerdings habe der frühe und stark personenbezogene Wahlkampf Faymanns in den letzten Wochen den Herausforderer in den Schatten gestellt - soweit Spindelegger überhaupt als Herausforderer wahrgenommen werden kann: "Für den zweiten Mann in einer Koalitionsregierung ist es immer schwierig, den Führungsanspruch geltend zu machen. Tritt er gegen den Bundeskanzler auf, dann wird ihm und nur ihm angelastet, dass in der Politik zu viel gestritten würde. Verfolgt er dagegen eine gemeinsame Linie mit dem Kanzler, wird es sogar in der eigenen Partei schwierig, einen eigenständigen Kurs glaubhaft zu machen", sagt Beutelmeyer. (cs, DER STANDARD, 11.9.2013)