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Teamchef Koller weiß, was er an David Alaba hat.

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Wien - Am Ende war das Happel-Stadion dann doch ein sogenanntes Tollhaus. Die österreichischen Fußballer drehten Ehrenrunden, das hat sie von den irischen unterschieden. Sie hatten den Applaus aufgrund der kämpferischen Leistung redlich verdient. David Alaba, wer sonst, hat die Nation durch sein Tor in der 84. Minute erlöst. Man kann das Playoff für die WM in Brasilien aus eigener Kraft schaffen. Obwohl Schweden drei Zähler mehr hat.

Teamchef Marcel Koller hatte ordentlich durchgemischt. Das Elend am vergangenen Freitag beim 0:3 in München gegen Deutschland hatte viele Namen, einer war Marko Arnautovic. Dessen Leistung und körperlicher Zustand dürften den an sich auf Kontinuität stehenden Schweizer doch einigermaßen schockiert haben. In der Not greift  man sogar auf Rapidler zurück, der fitte Guido Burgstaller schnappte dem theoretischen Superstar den Platz weg. Somit war die österreichische Bundesliga in der Startelf vertreten. Sebastian Prödl verteidigte statt Emanuel Pogatetz, der Verzicht auf den an sich guten Fußballer Andreas Ivanschitz war logisch, gegen robuste Iren sind  Panzer gefragt.

Zäher Beginn

Das defensive Mittelfeld bildeten Julian Baumgartlinger und Veli Kavlak, der über seiner gebrochenen Nase eine schwarze Maske trug. Fast so schwarz wie Irlands Dressen. Baumgartlinger konnte unbelastet spielen, er war in München gesperrt. Der zuletzt schwächelnde Christian Fuchs bekam eine weitere Chance, ein Kapitän hat eben mehr Pflichten und auch Rechte als andere. David Alaba wurde der zentrale, offensive Part zugeteilt, den normalerweise Zlatko Junuzovic gepachtet hat. Aber der ist verletzt, konnte nicht. Marc Janko war erwartungsgemäß nur Joker.

Das Spiel begann zäh. Beide Mannschaften mussten ja gewinnen, das hemmte, stresste. Viele Zweikämpfe, die Iren pressten, in den ersten zehn Minuten hatte Österreich vor allem Ballverluste und Fehlpässe zu bieten. Die Gäste waren auch von jeglicher Genialität befreit. Teamchef Giovanni Trapattoni lehnt Offensivspektakel ab. Ehe der Italiener ihm verantwortete Fußballer stürmen lässt, beantwortet Frank Stronach ihm von Journalisten gestellte Fragen logisch.

Kollers Buben kamen nicht in Fahrt, da konnten die 48.500 Fans im Happel-Stadion noch so paschen. Es reichte maximal zu Halbchancen. Irlands Superstar Robbie Keane hielt sich auch vornehm zurück, vermutlich ungewollt. In der ersten halben Stunde ist nichts passiert, was ein Tor bedingen hätte können. 33. Minute: Ein von Anthony Pilkington getretener Ball verfehlte relativ knapp Robert Almers Kasten. Danach wurde Alaba aktiv, nach einer vorbildhaften  Balleroberung durch Kavlak zog er aus 20 Metern ab, Goalie David Forde musste sich gehörig strecken. Drei Minuten später spielte Alaba Martin Harnik frei, der verstolperte stilistisch einwandfrei. Die letzte Phase und Alaba nährten aber doch die Hoffnung auf  bessere Zeiten, auf bessere 45 Minuten. Christoph Leitgeb kam für Kavlak.

Erst das Finish passte

Geändert hat sich zunächst nichts. Trotz Bemühungen. Bis zur 60. Minute. In dieser wurde Arnautovic eingewechselt, der engagierte Burgstaller ging ab. Das Volk jubelte, der Mensch vergisst schnell, der Fußballfan noch schneller. In der Verzweiflung freut er sich sogar auf Arnautovic. 66. Minute: Weimann schoss freistehend aus zwölf Metern zu zentral und zu schwach aufs Tor. Die Österreicher wurden stärker, drückten, schnürten die Iren ein, Moral und Willen passten zu einhundert Prozent. Koller holte das letzte Ass aus dem Ärmel, brachte Janko für Weimann (73.). Der zwölfte Mann erwachte. Harnik vergab den ersten Matchball (76.). Acht Minuten später nützte der wunderbare Alaba den zweiten: Fuchs flankte in den Strafraum, mehreren Iren gelang es nicht, den Ball aus der Gefahrenzone zu fetzen. Alaba staubte aus kurzer Distanz schamlos in die Kreuzecke ab.

Freudentänze. Es war sein fünfter Treffer im 28. Länderspiel. Möglicherweise sein wichtigster. Am 11. Oktober geht es in Stockholm gegen die Schweden um die Chance auf Brasilien. Und das ist schön. Giovanni Trapattoni als irischer Teamchef dürfte dann bereits Geschichte sein. Das ist weniger schön. (Christian Hackl, DER STANDARD, 11.9.2013)

WM-Qualifikation, Gruppe C, Dienstag

Österreich - Irland 1:0 (0:0)
Wien, Ernst-Happel-Stadion, 48.500 Zuschauer (ausverkauft), SR Benquerenca (POR)

Tor: Alaba (84.)

Österreich: Almer - Garics, Prödl, Dragovic, Fuchs - Baumgartlinger, Kavlak (46. Leitgeb) - Harnik, Alaba, Burgstaller (60. Arnautovic) - Weimann (73. Janko)

Irland: Forde - Coleman, Dunne, O'Shea (49. Clark), Wilson - Walters, Green, McCarthy, Pilkington (73. McClean) - Long (81. Sammon), Keane

Gelbe Karten: keine bzw. O'Shea, Keane, Dunne