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Manchmal kann sogar einige Jahre nach der Trennung der Eltern der richtige Zeitpunkt für Unterstützung und Hilfe sein, erklärt Romi Leonhardt, Leiterin von Rainbows-Wien.

Foto: apa/dpa/Stephan Jansen

Wien - Im Hollywoodfilm "Das Glück der großen Dinge“ muss die 6-jährige Maisie den Streit ihrer Eltern ums Sorgerecht ertragen. In Österreich sorgte kürzlich die Flucht einer Mutter mit ihrer kleinen Tochter vor den Behörden für großes Aufsehen. - Sie wollte damit verhindern, dass der italienische Vater das alleinige Sorgerecht bekommt.

"3.183 Kinder unter 18 Jahren sind in Wien jedes Jahr von der Scheidung ihrer Eltern betroffen, wobei grundsätzlich jedes Kind unter einer Trennung oder Scheidung leidet", gibt Romi Leonhardt, die Leiterin von Rainbows-Wien - ein Verein zur Unterstützung von Scheidungs- und Trennungskindern - zu bedenken.

Wenn eine Ehe oder eine Beziehung auseinander geht, sind die Erwachsenen oft erst einmal vor allem mit sich selbst beschäftigt, erläutert die Expertin. Das ist einerseits verständlich, auf der anderen Seite brauchen Scheidungs- und Trennungskinder aber gerade in dieser wichtigen Umbruchphase jemanden, der für sie da ist. Wenn das ganze Leben auf den Kopf gestellt wird, ist es gut, wenn es eine "neutrale Instanz" gibt, von der die Kinder in dieser Zeit unterstützt und begleitet werden. 

Hilfe nach dem "emotionalen" Sturm

In den Rainbows-Gruppen sollen die Kinder und Jugendlichen (zwischen vier und 17 Jahren) auf Gleichaltrige treffen. - Denn Wut, Angst, Selbstzweifel und Schuldgefühle sind ständige Begleiter von Trennungskindern. "In der Gruppe verstehen alle, warum etwa jemand traurig oder zornig sind", erklärt Leonhardt.

In regelmäßigen Treffen werden wichtige Themen rund um Trennung und Scheidung altersgerecht, kreativ und nach einem bewährten Konzept bearbeitet. Die Kinder werden dazu angeregt, ihre Gefühle auf verschiedene Arten auszudrücken - etwa in Form von (Rollen-)Spielen oder im kreativen Gestalten - und lernen so, besser mit der neuen Lebens - und Familiensituation zurecht zu kommen. Dabei sollen ihnen vor allem ihre eigenen Stärken und Ressourcen bewusst gemacht werden.

"Wir wollen den Kindern in dieser schwierigen Zeit Halt geben und ihnen in ihrer neuen Lebenssituation Perspektiven aufzeigen. In unseren altershomogenen Klein-Gruppen können wir dabei auf jedes einzelne Kind, seinem Alter und seiner Entwicklung gemäß, eingehen", sagt Romi Leonhardt. Begleitende Gespräche mit den Eltern beziehungsweise Elternteilen zählen ebenfalls zum Betreuungsangebot.

Der beste Zeitpunkt, wann derartige Hilfsangebote in Anspruch genommen werden sollten, ist von Fall zu Fall unterschiedlich: "Manchmal kann das sogar einige Jahre nach der Trennung der Eltern sein, denn erst wenn sich die 'emotionalen' Stürme beruhigt haben und sich die Kinder an die neue Situation gewöhnen konnten, sind sie bereit, sich mit der neuen Situation auseinanderzusetzen", so die Expertin. (red, derStandard.at, 11.9.2013)