"Grüß Gott!", sagt Alexa Wesner in dem kurzen Video in nahezu akzentfreiem Deutsch. "Ich habe die große Ehre, als neue US-Botschafterin in Österreich zu dienen." Der geneigte Zuseher kann dabei beobachten, dass das nicht einfach so dahingesagt ist. Freude ist zu sehen und ein wenig Stolz. Nicht jede junge Frau darf von sich behaupten, einen diplomatischen Topjob anzutreten, der im europäischen Verständnis eher von graumelierten Herren mit Anzug und der Lockerheit eines Hydranten - na ja, sagen wir - ausgefüllt wird.

Das ist nicht das einzige Novum, an das sich das p. t. Wiener Publikum gewöhnen muss: Die 41-Jährige ist Mutter dreier kleiner Kinder, das älteste davon gerade einmal schulpflichtig. Und hinter dem äußeren Anschein als attraktives "All-American Girl" mit strahlendem Lächeln gibt es Wesner auch noch als erfolgreiche Unternehmerin im Hochtechnologiebereich, als ehrgeizige Triathletin, als Absolventin der Eliteuniversität Stanford und natürlich als äußerst effektive Spendensammlerin für die Demokraten und Präsident Barack Obama.

In Texas, dort lebte sie zuletzt mit ihrem Ehemann Blaine Wesner, einem Investor, hat sie sich als Organisatorin von Projekten (Be One Texas) hervorgetan, die sich um Bürgerrechte und Wählerregistrierung kümmern. Und natürlich haben die Wesners auch selbst für Obama gespendet: Bei seiner ersten Wahl waren es laut dem renommierten Center for Responsive Politics 168.689 US-Dollar, 2012 bereits 508.672 US-Dollar. Bei einem Spenden-Diner für den Präsidenten im Haus der Wesners in Austin kamen noch einmal zwei Millionen Dollar herein.

Am Donnerstag wird die neue US-Botschafterin mit dem Zug aus Deutschland kommend am Wiener Westbahnhof eintreffen. Sie hat in Deutschland (ihre Eltern wanderten in den 1960er-Jahren in die Vereinigten Staaten aus) Verwandtschaft besucht. Auch deswegen wird ihr die kulturelle Akklimatisation in Österreich wohl relativ leichtfallen - Ski fahren kann sie jedenfalls bereits.

Thematisch wird es trotz intensiver Briefings vor ihrem Senatshearing zuletzt in Washington vermutlich etwas schwieriger werden. Wesner muss in ihrer neuen Rolle von der amerikanischen Syrien-Politik über das Transatlantische Freihandelsabkommen bis hin zur Prism-Affäre beschlagen im US-Interesse argumentieren. Die Botschafterin selbst sieht es so: "Es liegt viel Arbeit vor uns. Ich freue mich darauf!" (Christoph Prantner, DER STANDARD, 12.9.2013)