Die Zeiten, in denen fünf Herren von der Lehrergewerkschaft aufmarschierten, um mit zuletzt drei Ministerinnen - Claudia Schmied (Unterricht, SPÖ), Gabriele Heinisch-Hosek (Beamte, SPÖ) und Maria Fekter (Finanzen, ÖVP) - über ein neues Dienst- und Besoldungsrecht für neu eintretende Lehrerinnen und Lehrer zu verhandeln, sind vorbei. Bei der nächsten Runde nach der Wahl wird eine Frau auf der Gewerkschaftsseite führend mitverhandeln, denn an der Spitze der Berufsschullehrergewerkschaft gibt es einen Wechsel: Die Oberösterreicherin Judith Roth (Fraktion Christlicher Gewerkschafter, FCG) folgt auf den langjährigen Vorsitzenden Albert Arzt (FCG), der seit 1. September Direktor der Lehrerkranken- und Unfallfürsorge Oberösterreich ist. Dort war er bereits seit 1995 Mitglied des Aufsichtsrates und später Vizevorsitzender des Verwaltungsrates.

 Von der "Quotenfrau" zur Vorsitzenden

Roth (Jahrgang 1958) hat langjährige gewerkschaftliche Erfahrung und gehörte bereits dem erweiterten Verhandlerkreis für ein neues Dienstrecht an. Die ehemalige Berufsschullehrerin, die eine kaufmännische Ausbildung hat und einige Jahre im Banken- und Handelsbereich arbeitete, war seit 2001 Arzts Stellvertreterin im Zentralausschuss für Berufsschullehrer in Oberösterreich und ist nun neue Vorsitzende.

Bereits einmal übernahm sie ein Amt von Albert Arzt - nämlich 2003 den Vorsitz der Gewerkschaft der Berufschullehrer/-innen in Oberösterreich. "Das -innen im Gewerkschaftsnamen ist mir besonders wichtig", erklärt Roth im derStandard.at-Gespräch: "Es ist wichtig, Frauen in diesem Bereich sichtbar zu machen." Sie selbst sei 1987 noch klassisch als "eine der ersten Quotenfrauen in die Gewerkschaft geholt worden", erzählt sie pragmatisch. Irgendwann würden sich solche Zuschreibungen dann selbst überholen, wenn die Kompetenz unübersehbar ist.

 Expertin für Dienstrecht und Besoldung

Die hat sich Judith Roth auch für ihre neue Aufgabe seit vielen Jahren angeeignet: Als Dienstrechtsreferentin in der Bundesleitung der Berufsschullehrergewerkschaft in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) ist sie gerüstet für die Dienstrechtsverhandlungen. Das bisherige Ergebnis, das die Regierung ohne Zustimmung der Gewerkschaft in Begutachtung geschickt hat, sieht sie "mit gemischten Gefühlen": "Es enthält ein paar Punkte, die durchaus interessant sind für uns, aber bestimmte Aspekte, etwa die Anrechnung von Praxisjahren, die für Berufsschullehrer besonders wichtig sind, sind zu wenig konkret verankert. Da gibt es sicher noch Verhandlungsbedarf."

 Ministerium lobt Verhandlungsstil des Vorgängers

Ihr Verhandlungsvorgänger Albert Arzt  hat sich übrigens trotz einiger Fälle, in denen er recht deutlich Klartext über die lange Zeit nicht ausreichend berücksichtigten Bedürfnisse der Lehrerinnen und Lehrer im berufsbildenden Schulbereich gesprochen hatte, eine sehr gute Nachrede erarbeitet. Er galt im Unterrichtsministerium als "sehr konstruktiver" Verhandler. (Lisa Nimmervoll, derStandard.at, 12.9.2013)