Die Bausparkasse Wüstenrot Deutschland hat 15.000 Kunden den Vertrag gekündigt, weil ihr die Zinsen auf die Guthaben zu hoch sind. Das Unternehmen bestätigte am Freitag einen entsprechenden Bericht der "Stuttgarter Nachrichten" und bezeichnete das Vorgehen als "branchenüblich". Die Bausparkasse beruft sich auf einen Passus in ihren Allgemeinen Bausparbedingungen, wonach sie Verträge kündigen kann, sobald Guthaben und Bonuszinsen die Bausparsumme übersteigen. Die 15.000 betroffenen Kunden hatten offensichtlich ihren Vertrag "überspart", wie die Bausparkasse mitteilte.

Josef Schmidinger, Chef der S-Bausparkasse, glaubt, dass dieser Schritt in Österreich aus heutiger Sicht nicht möglich wäre, weil man den Kunden den Zinsschaden ersetzen müsste. Er erinnerte aber an die Systemänderung 1999. Damals waren die Altverträge mit 4,5 Prozent verzinst, die Zinsen sanken aber rapid. Die Folge: Die Bausparkassen wurden mit Geld überhäuft, brachten aber umgekehrt keine Darlehen los, weil die ebenfalls hoch verzinst waren. Das war dann die Geburtsstunde der Fremdwährungskredite in Schweizer Franken und japanischen Yen. Wegen der schlechten Erfahrung sind die Kredite in fremder Währung mittlerweile Geschichte. Die heimischen Bausparkassen führten 1999 Verträge mit einer variablen Verzinsung ein und boten den Kunden an, vorzeitig auszusteigen und auf variable Verträge umzusteigen. Die Untergrenze für die Darlehenszinsen liegt aktuell bei 2,5 Prozent (S-Bausparkasse), die Obergrenze bei (gesetzlichen) sechs Prozent.

Der Verband der privaten deutschen Bausparkassen wies darauf hin, dass Ombudsleute seit Anfang 2008 in einer Vielzahl von Fällen so entschieden hätten, wie Wüstenrot nun vorgehe. "Denn Bausparen ist Zwecksparen", sagte der Sprecher. Das Vorgehen stößt bei Verbraucherschützern auf Kritik. "Man hat den Kunden den Vertrag als Sparprodukt mit attraktivem Guthabenzins verkauft und sollte jetzt nicht im Kleingedruckten nach Ausflüchten suchen", sagte Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. (Reuters, cr, derStandard.at, 13.9.2013)