Erbschleicherei, geheime Ehe und falsche Anschuldigungen: In Nestroys "Höllenangst" hat scheinbar der Beelzebub die Hände mit im Spiel.

Foto: Christian Herzenberger

Linz - Es ist ein würdiger Auftakt im Theater Phönix, als Ensembleleistung, aber auch weil mit Peter Bad- stübner als Gast die Rolle des Schusters Pfrim wunderbar besetzt ist. Gleichermaßen verschlagen wie unbeholfen schlurft er über die Bühne, redet sich angesichts der Ungerechtigkeit der Welt in Rage. Dessen ungeachtet lässt er die eigene Bereitschaft zur Schlechtigkeit ungehemmt durchblitzen oder sich von einem Sofa in aufdringlich-demütigster Körperhaltung fast verschlucken.

Über zwei Stunden lang ist es eine absolute Freude, dem karl-valentineske Spiel des 1959 in Chemnitz geborenen Schauspielers zuzusehen. Pfrim und dessen Frau (bösartig als betende "Zwergin" mit einem auf Knien rutschenden Felix Rank besetzt) spielen die verarmten Eltern von Wendelin (ebenfalls als Gast: Sebastian Pass), der - weil's eh schon wurscht is - den Teufel beschwört:

"Der Teufel is überhaupt nicht das Schlechteste, ich lass mich lieber mit ihm als mit manchem Menschen ein." Tatsächlich schwingt sich nach der Beschwörung ein solcher durch die Nacht und überlässt Wendelin ein Säckchen voller Dukaten und Kleidung im Gegenzug zu dessen Seelenheil. Allerdings aus völlig anderen Motiven, als Wendelin denkt. Der aber ist überzeugt, mit dem Teufel einen Pakt geschlossen und in ihm einen Förderer gefunden zu haben.

Zieht er zu Beginn noch aufrührerisch gegen den vermögenden und bösartigen Freiherrn von Stromberg (ebenfalls Badstübner), verlässt er sich nun auf die Unterstützung des Teufels - Schicksalsglaube schlägt politischen Handlungsdrang, nach dem Motto: Wenn einer für Gerechtigkeit sorgen kann, dann wohl der Teufel.

Regisseurin Susanne Lietzow arbeitet auch hier den aktuellen Bezug der 1849 entstandenen Posse mit Gesang (live: Gilbert Handler) deutlich, aber fein unaufdringlich heraus: Nicht allein die Reichen und Mächtigen halten an der bestehenden Ordnung fest, auch die Armen fügen sich vorschnell ihrem Schicksal.  (Wiltrud Hackl, DER STANDARD, 14./15.9.2013)