Das Portfolio des Erste Immobilienfonds ist heuer bereits stark gewachsen. Zuletzt übernahm die Erste Immobilien KAG von Raiffeisen Evolution das Bürohaus Tech21 in Wien-Floridsdorf.

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Wien - Immobilienfonds galten bis vor kurzem als verbrannte Erde. Zu groß war der Schaden, den insbesondere geschlossene Fonds in Deutschland angerichtet hatten und der bis nach Österreich übergeschwappt war. Auch österreichische offene Fonds, die als deutlich konservativer gelten und mit der Misere der geschlossenen Fonds prinzipiell nichts zu tun hatten, litten lange unter dem Imageschaden.

Das Vertrauen der Anleger in die heimische Fondsindustrie scheint nun allerdings zurückgekehrt. Zumindest weisen die fünf österreichischen Fondsanbieter Bank Austria Real Invest, Erste Immobilien KAG, Semper Constantia Immo Invest, Immo KAG und Raiffeisen Capital Management aktuell Rekordzuläufe auf.

Volumen weit über Vorjahr

Wie aus der monatlichen Statistik der Vereinigung österreichischer Investmentgesellschaften (VÖIG) hervorgeht, erreichten die Mittelzuflüsse in die sechs heimischen offenen Fonds einen neuen Höchststand seit Beginn der Aufzeichnungen im Dezember 2003: Rund 543 Millionen Euro sind zwischen Jänner und August dieses Jahres in diese Fonds geflossen. Besonders die Monate Jänner und März erzielten mit jeweils rund 95 Millionen Euro ein All-Time-High in der Monatsperformance. Zum Vergleich: Im Vorjahr betrug der Volumenszuwachs in den ersten acht Monaten des Jahres nur rund 335 Millionen Euro.

Dietmar Rupar, Sprecher der VÖIG: "Die Österreicher wurden in der Krise deutlich sachwertaffiner und haben mit einem Immobilienfonds einerseits eine gewisse Transparenz und ein Sicherheitsnetz, gleichzeitig aber auch eine Veranlagung in Sachwerte. Das macht solche Fonds für viele so interessant." Außerdem spielten auch das aktuell niedrige Zinsniveau sowie die erzielbaren Renditen von anderen Veranlagungsformen und Sparprodukten eine große Rolle, so Rupar: "Dort bezahlt man als Anleger ja derzeit sozusagen eine Inflationssteuer."

Zuversichtlich stimmt auch die Rückkehr ausländischer Investoren am österreichischen Markt. Im zweiten Quartal dieses Jahres waren erstmals wieder internationale Anleger die stärkste Gruppe: Etwa 71 Prozent der Investoren kamen aus dem Ausland. Georg Fichtinger, Leiter der Kapitalmarktabteilung von CBRE, führt den Anstieg von ausländischen Investoren auf die Investitionssicherheit und die Stabilität des Immobilienmarktes zurück. "Nachdem in anderen westeuropäischen Märkten die Renditen wieder deutlich gesunken und insgesamt viel volatiler sind, rückt Österreich auch wieder in den Fokus internationaler Anleger", so Fichtinger.

Weite Performancespanne

Gleichzeitig zeigt sich bei den österreichischen Fonds auch eine weite Renditespanne: Während der Real Invest Europe der Bank Austria Real Invest in der Ein-Jahres-Performance mit einem Minus von 2,9 Prozent zu Buche schlägt, ist die Semper Constantia Immo Invest mit einem Plus von 5,26 Prozent beim Semper Real Estate deutlicher Spitzenreiter.

Der Real Invest Europe ist nicht nur Schlusslicht bei der Performance, sondern mit einem Fondsvolumen von 28 Millionen Euro auch der kleinste Immobilienfonds. Zuletzt musste er mit Mittelabflüssen kämpfen: Rund 900.000 Euro zogen Anleger in den vergangenen zwölf Monaten von diesem Fonds ab. Der Fonds besteht aus vier Büro- und Geschäftsgebäuden in Kroatien und der Tschechischen Republik sowie sechs Einzelwohnungen in Wien. Während die Wohnobjekte ihren Wert seit der Anschaffung 2011 behielten, haben die gewerblich genutzten Auslandsimmobilien seit dem Ankauf in den Jahren 2007 bzw. 2008 insgesamt rund zehn Millionen Euro an Wert verloren. Seitens der Bank Austria Real Invest war man zu keiner Stellungnahme bereit. Man plane demnächst eine Anlegerinformation zu diesem Fonds und wolle sich vorab nicht dazu äußern, hieß es dazu. Ein Strategiewechsel scheint demnach nicht unwahrscheinlich, zumal seit dem Geschäftsjahr 2010/2011 keine Ausschüttungen mehr erfolgten und auch das Portfolio seit dem Zukauf der Wiener Wohnungen im Jahre 2011 keine Anpassungen an den Markt mehr erfuhr.

Deutlich umtriebiger war hingegen der Erste Immobilienfonds, der alleine im heurigen Jahr sechs Immobilien sowie ein Grundstück erworben hat. Zuletzt übernahm der Fonds im Juli von Raiffeisen Evolution das Tech21 in Wien und erstmals auch ein Grundstück in Linz, wo bis 2015 ein Wohnhaus mit 76 Wohnungen entstehen soll. (Birgit Tisch, DER STANDARD, 14.9.2013)