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Melzer: "Klar liegt derzeit noch einiges auf meinen Schultern und ich hoffe, dass sich das in Zukunft ein bisschen ändert."

Foto: EPA/SANDER KONING

Groningen - Jürgen Melzer hat es am Sonntag verabsäumt, den Ehrenpunkt für Österreichs Davis-Cup-Team zu holen. Allerdings ist Melzer mit angeschlagener Schulter ins Match gegangen und zudem ging es um nichts anderes als eine Ergebnisverschönerung. "Wir hatten eigentlich niemanden mehr, der fit war. Irgendjemand muss man spielen lassen", sagte Melzer.

Von der Grundlinie sei es relativ normal gewesen. "Aufgeschlagen habe ich nur mit 60 Prozent." Immerhin geht es für Melzer schon kommende Woche zum Asien-Trip nach Kuala Lumpur, Tokio und Shanghai weiter.

"Seuchenwoche"

Mit all den Verletzungen und Erkrankungen war dieser Davis Cup freilich von Anfang an unter keinem guten Stern gestanden. Melzer selbst sei am Samstag aufgewacht und konnte seinen Arm nicht heben. "Wenn man will, war das eine Seuchenwoche. Jetzt werden wir ein bisschen die Wunden lecken, dann schauen wir, dass wir nächstes Jahr wieder angreifen", versprach Melzer.

Auf ihm liegt auch nach 28 Länderkämpfen für den ÖTV (Rekord) nach wie vor die Hauptlast. "Klar liegt derzeit noch einiges auf meinen Schultern und ich hoffe, dass sich das in der Zukunft ein bisschen ändert." Er warnte aber davor, die möglichen Gegner in der zweiten Divison zu unterschätzen. "Es gibt viele Länder, die selbst in der Euro-Afrika-Zone über zwei Top-100-Spieler verfügen und vielleicht sogar mehr haben, wenn man jetzt an Polen denkt zum Beispiel. Es wird nicht so einfach werden, da wieder hoch zu kommen."

Melzer hofft, dass Österreich gesetzt ist. "Dann müssen wir nur einmal spielen im April, um wieder das Play-off zu erreichen." Die Diskussion um den hohen Altersschnitt in der Equipe tat Melzer mit einem klaren Statement ab. "Wir können alle nicht ewig spielen. Aber so lange die Jungen nicht besser sind als die Alten... Ein Maldini hat bis 42 gespielt", erinnerte Melzer an den früheren italienischen Nationalkicker.

"Die Jungen müssen einfach Fortschritte machen, Dominic, mein Bruder, sie müssen anschließen an die Weltspitze. Das dauert seine Zeit." Grundsätzlich sei Österreich seit 2003 jetzt nur zweimal abgestiegen. "Das ist für ein kleines Tennis-Land, das über weite Strecken nur über einen Top-100-Spieler verfügt hat, eine sehr gute Leistung. Da muss man realistisch bleiben."

Melzer wollte sich zwar nicht festlegen lassen, sieht aber derzeit keinen Grund, seine Davis-Cup-Karriere zu beenden. "Solche Entscheidungen kann man nicht aus der Emotion heraus treffen. Es ist für mich 15 Jahre lang eine Ehre gewesen, diesen Anzug zu tragen und wann ich ihn nicht mehr trage, das werde ich mir irgendwann überlegen. Sicherlich nicht nach so einem Wochenende."

Zunächst konzentriert er sich auf die letzten sechs Turniere der Saison. "Ich habe heuer etwa 1.200 Punkte gemacht. Es wäre schön, sich an die 20 anzunähern am Ende vom Jahr. Ich hoffe, dass sich meine Schulter beruhigt, dann freue ich mich auf die letzten Turniere", sage der Weltranglisten-27. Die Zusammenarbeit mit Trainer Galo Blanco ist vorerst bis Paris-Bercy fixiert. Ob es weitergeht, "steht noch in den Sternen, aber ich hoffe es, mir taugt's extrem." (APA, 15.9.2013)