Wolfgang Fritz, bis vor kurzem langjähriger Chef der Innenrevision im Finanzministerium und damit einer der intimsten Kenner der budgetären Schaltzentrale des Landes, hat ein verdienstvolles Werk vorgelegt. Seine Aufarbeitung der Biografien aller 62 Finanzminister Österreichs seit 1848 glänzt durch spannend aufbereitetes geschichtliches Hintergrundwissen und finanzpolitischen Sachverstand.

Abgesehen von der bitterbösen Erwähnung des heutigen Finanzministers in einem Buch von Hans-Henning Scharsach über Jörg Haiders Rolle bei der Installierung von Schwarz-Blau I stellt die Arbeit von Fritz damit auch den ersten Bewertungsversuch zumindest der ersten Amtsperiode von Karl-Heinz Grasser dar.

Auch bei Fritz kommt der jüngste Finanzminister Österreichs nicht gut weg, was dreierlei Gründe haben dürfte: Der Spitzenbeamte war ein Mann und Bewunderer Ferdinand Lacinas, dem im Buch als "bedeutender Steuerreformer" Rosen gestreut werden. Der Sozialdemokrat Fritz wurde erst kürzlich von der Innenrevision abgezogen und von Grasser mit der Leitung des vergleichsweise völlig unbedeutenden "Projektbüros" betraut. Und - wahrscheinlich entscheidend - Fritz ging dem "begabten Propagandisten" Grasser und dessen Werbefeldzug für das historisch alles andere als einmalige Nulldefizit nicht auf den Leim.

Geschichte ist durch vielerlei Brillen und aus noch mehr Blickwinkeln zu erzählen. Österreichs bewegte Historie aus der Sicht der jeweiligen Sparmeister an der Regierungsspitze zu betrachten macht das Buch zu einem lehrreichen Nachschlagewerk. Die Klammer über 155 Jahre Finanzpolitik lautet treffend: "Von morgen ab wird gespart." (Michael Bachner/DER STANDARD, Printausgabe, 2.8.2003)