Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi erwägt nach einer Titelgeschichte über seine mutmaßlichen Korruptionsaffären juristische Schritte gegen das britische Wochenmagazin "The Economist". Das teilte seine Konzernholding Fininvest am Freitag in Rom mit. "Die Anwälte von Fininvest studieren den Artikel und erwägen juristische Schritte", hieß es in der Erklärung. Fininvest betrachte den am Freitag erschienenen Bericht als eine "feindselige und vollkommen politische Kampagne" gegen seinen Gründer. Dessen Sprecher Paolo Bonaiuti hatte am Vorabend bereits gesagt, Berlusconi habe anderes zu tun, als den "Economist" zu lesen, seine Anwälte würden sich jedoch darum kümmern.

Aufmacher in der italienischen Presser

Die Titelstory des britischen Magazins war am Freitag fast durchweg der Aufmacher in der italienischen Presse. Die meisten Zeitungen druckten die wesentlichen Punkte des Berichts nach. "The Economist" konfrontiert den italienischen Ministerpräsidenten in einem offenen Brief mit 28 Fragen zu zahlreichen Korruptionsvorwürfen an verschiedenen Stationen seiner Karriere in Politik und Wirtschaft. Das Magazin untermauerte den Artikel mit einem 8000 Seiten starken Dossier, das zum Teil auch im Internet veröffentlicht wurde.

Unter anderem geht es um die SME-Affäre, wegen der Berlusconi bis zum Erlass des umstrittenen Immunitätsgesetzes Ende Juni in Mailand vor Gericht stand. Ihm wurde vorgeworfen, in den 80er Jahren Richter bestochen zu haben, um eine Entscheidung über den Verkauf des staatlichen Lebensmittelkonzerns SME zu erwirken. (APA/AFP)