Wien/Prag - Österreichs Banken haben zu viele Filialen und daher auch zu viele Mitarbeiter. Das sagt Bank-Austria-Vorstandsvorsitzender Willibald Cernko, der über neue Filialformen nachdenkt. Etwa ein Franchise-System, wie es es schon bei der UniCredit in Tschechien gibt. Dort hapert es aber ab und an gehörig.

Ja, aber ...

"Der Bau einer Franchise-Filiale kostet 50.000 Euro, die Errichtung einer eigenen UniCredit-Filiale kostet 240.000 Euro", lässt die Bank wissen. Durchschnittlich gebe es für den Betrieb einer neuen Franchise-Filiale mehr als 150 Bewerber, sagt der tschechische UniCredit-Chef Jiri Kunert. Eine Franchise-Filiale mache keine Bargeld-Geschäfte und auch die Bonitäts-Prüfung werde von der Bank selbst durchgeführt. Was heißt, das Geld nur am Bankomaten, aber nicht am Schalter abgehoben werden kann. Einzahlen und Überweisungen tätigen kann man auf Computerterminals. Und vor allem sollen Versicherungen und Anlageprodukte verkauft werden.

Geld will sich die Bank sparen, indem sie zwar von der Vertriebskraft dieser "schlanken Filialen" profitiert, aber diese Mitarbeiter nicht anstellen muss, sondern anstatt dessen eine Provision an den Franchise-Nehmer zahlt. 

"Von der Bevölkerung kontrolliert"

"Wir machen es nur in Kleinstädten, wo wir keine Filialen haben. Dort wird der Franchise-Nehmer von der Bevölkerung kontrolliert und kann sich keine Fehler erlauben", bekundet Kunert im "Ö1"-Mittagsjournal. 46 Partner gebe es, primär Versicherungsmakler und Finanzberater.  

Das funktioniert aber nicht immer gut, wie Kunert sagt. "Einige waren nicht in der Lage, die Filialen zu führen", so Kunert zum ORF-Radio.

Deutsches Pilot-Projekt

In Deutschland gibt es laut Bank-Austria-Chef Willibald Cernko ein Franchise-Pilotprojekt, "es ist aber noch zu früh zu sagen, ob sich das als Erfolg herausstellt". Eine Einführung des Modells auch in Österreich schließt Cernko nicht aus, derzeit sei das aber nicht geplant.

Abseits neuer Filialformen nimmt die angekündigte Straffung des Osteuropa-Netzes der UniCredit Bank Austria nun konkrete Konturen an. Die schon seit langem geplante Zusammenlegung der Töchter in Tschechien und der Slowakei soll nun mit 1. Dezember 2013 rechtlich abgeschlossen sein, kündigte Osteuropa-Chef Gianni Franco Papa am Freitag an. "Jahrelang haben wir darüber gesprochen, nun haben wir die Zustimmung der lokalen Behörden und der Zentralbanken und der Prozess ist vor dem Abschluss."

Abzug aus Baltikum

Zur neuen Strategie passt auch der Rückzug aus den "Mikromärkten". "Wir fahren das Geschäft im Baltikum herunter", sagte Papa. Die Banken in Litauen und Estland habe man bereits geschlossen, in Lettland soll nur das Leasing-Geschäft fortgeführt werden.

In der Ukraine sei die Situation ähnlich. Man habe dort fünf Jahre lang mit zwei Banken fast die gleichen Kunden bedient. Nun werden die Ukrsotsbank und die kleinere UniCredit Bank Ukraine wie bereits im Februar angekündigt fusioniert. Man werde am Ende des Mergers nicht nur finanziell profitieren, sondern vor allem auch die internationalen Kunden besser bedienen können, die man bisher durch die doppelte Präsenz in dem Land verwirrt habe. (APA, red, derStandard.at, 16.9.2013)