Seit 7. September ist wieder Eiszeit, die Erste Bank Eishockey Liga startete ohne Zagreb aber dafür mit Bozen in die Saison 2013/14, die aufgrund von Olympia-Pause und B-Weltmeisterschaft von einem dicht gedrängten Terminplan ohne fixe Spieltage gekennzeichnet ist. Um den Überblick zu bewahren, fassen wir an dieser Stelle fortan jeden Dienstag das Geschehen der vorangegangenen EBEL-Woche zusammen - Auffälligkeiten, Anekdoten und Analysen im Backcheck.
Auf der Eiswelle des Erfolgs
Von der endgültigen Aufnahme Bozens in die EBEL bis zum ersten Saisonspiel vergingen nur zwei Monate, erst 34 Tage vor dem Premierenauftritt nahm man den ersten Spieler unter Vertrag. Das eilig zusammengestellte Team eines strukturell noch nicht ganz in der Liga angekommenen Vereins schlug sich an den beiden Eröffnungswochenenden allerdings prächtig und lacht von der Tabellenspitze. Erstmals seit dem Ligacrash im Jahr 2000 startete ein Neueinsteiger mit vier Siegen in Serie, Bozen lag nur in gut acht der bisher 240 absolvierten Minuten in Rückstand. Spätestens im Oktober, wenn die Belastungen ob des dann zunehmend gedrängten Spielplans steigen, werden die Südtiroler aber auch die Mühen der Ebene im Ligaalltag kennenlernen.
Haie weiter zahnlos
Ihren ersten EBEL-Sieg feierten die Füchse aus Bozen ausgerechnet bei den Haien in Innsbruck, die sich nach einer niederschmetternden Saison 2012/13 auch zu Beginn der neuen Spielzeit in den unteren Tabellenregionen wiederfinden. Zwar holte man am Freitag gegen Ljubljana nach einem 0:1-Rückstand noch die beiden ersten Saisonpunkte, im 500. Erstligaspiel der Vereinsgeschichte am Sonntag in Salzburg verließ man das Eis jedoch schon wieder als Verlierer. Unter der Führung von Daniel Naud hat Innsbruck nun 46 EBEL-Spiele verloren, kein HCI-Trainer vor ihm hatte mehr Niederlagen zu verantworten.
Erfolgloser Meister
Nach drei absolvierten Partien noch sieglos liegt Titelverteidiger Klagenfurt auf Rang elf der aktuellen Tabelle. Mehr als 86 Nettominuten Spielzeit bei numerischem Gleichstand am Eis dauerte es, ehe der KAC über den ersten Saisontreffer bei Even Strength jubeln konnte. Diese fehlende Durchschlagskraft ist primär den Verletzungen von Schlüsselspielern geschuldet, haben die Ausfälle von Jamie Lundmark und Tyler Spurgeon doch die beiden Scoring Lines zerrissen. Im Tor startete der in der letztjährigen Finalserie überragende René Swette eher holprig ins neue Jahr, seine GAA von 4,62 im Derby gegen Villach am Sonntag entspricht seinem Höchstwert seit letztem Dezember oder 26 Einsätzen.
Zwei Capitals-Pleiten am Stück
Auch die Vienna Capitals, Dominator des letztjährigen Grunddurchgangs und späterer Vizemeister, kamen nur zögerlich aus den Startlöchern. Dem 4:1 über den KAC zum Saisonauftakt folgten Niederlagen gegen Bozen und Székesfehérvár, in Ungarn blieb man beim 18. Antreten sogar zum ersten Mal in der Klubgeschichte ohne Torerfolg. Probleme offenbarten sich bisher speziell im Defensivverhalten: Bei gleicher Spieleranzahl am Eis kassierte Wien in drei Spielen bereits neun Gegentreffer, ein Wert, der im Vorjahr erst nach elf Partien erreicht wurde. Die Rückkehr der aktuell verletzten Legionäre Mark Matheson und Justin Fletcher soll die Abwehr stabilisieren.
EBEL bleibt Statistikwüste
Die statistische Aufbereitung des Spielbetriebs erweist sich auch in der neuen Saison als unzureichend und fehlerhaft. Während weltweit Profiligen ihre Datenpools stetig erweitern und verfeinern, bleibt die EBEL eine Statistikwüste: Box Scores werden teilweise erst Tage nach den Spielen veröffentlicht, Formel- und Berechnungsfehler in der Datenbank produzieren - wie etwa bei den Torhüterstatistiken - falsche Werte. Entgegen dem internationalen Trend ignoriert die Liga die Bedeutung korrekt erhobener und verarbeiteter Daten und deren maßgeblichen Einfluss auf Transfer- und Vertragsverhandlungen.
Sieger im Jubiläumsderby
Als einziger noch ungeschlagener österreichischer Verein ist derzeit der Villacher SV erster Verfolger von Tabellenführer Bozen. Der Start der Adler erinnert an das Vorjahr, als man in jeder der ersten zwölf Partien punkten und erst Anfang November von Platz eins verdrängt werden konnte. Überragend bisher die erste Angriffsformation mit Derek Ryan, John Hughes und Marco Pewal, die in drei Spielen ganze 16 Scorerpunkte sammelte, nun jedoch aufgrund der Verletzung Pewals zerrissen wird. Der Overtime-Sieg im sonntägigen Kärntner Derby in Klagenfurt - dem 300. der nationalen Eishockeyhistorie - war ein glücklicher, wurde er doch erst durch Tore zwei Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit und vier Sekunden vor dem Ende der Verlängerung realisiert. Besonders erfreut hat der Erfolg über den Lokalrivalen Goalie Jean-Philippe Lamoureux, der das Spiel - für einen Torhüter ungewohnt und unangenehm - mit seinem Ersatz-Fanghandschuh bestreiten musste.
Gelungene Adaption bei neuen Torhütern
Von den neuen Schlussmännern in der Erste Bank Eishockey Liga haben in der noch jungen Saison im Besonderen Dany Sabourin und Richard Ullberg überzeugt. Der erfahrene Kanadier im Trikot der Graz 99ers offenbart bei seiner ersten Europastation keinerlei Anpassungsschwierigkeiten und hält nach drei Spielen, inklusive einem Shutout gegen Meister KAC, bei einem Gegentorschnitt von nur 0,98. Mit einem Auswärtssieg in Salzburg stellte sich Znojmos 20jähriger Torhüter Richard Ullberg (GAA 1,92) in der Liga ein: Der Finne, ursprünglich nur zum Probetraining nach Tschechien eingeladen, hat mittlerweile einen Vertrag für den Rest der Saison unterzeichnet und die etatmäßige Nummer eins in Znojmos Tor, Jakub Čech, bereits früh ins zweite Glied verdrängt.
Schweres Jahr für Olimpija
Das Tabellenende ziert derzeit mit Olimpija Ljubljana ein Klub, der einen katastrophalen Sommer hinter sich hat. Bei Klubmanager (und EBEL-Vizepräsident) Matjaž Sekelj wurden Vermögenswerte exekutiert, die angestrebte Kooperation zum Spieleraustausch mit Medveščak Zagreb scheiterte am Veto der IIHF und für die Trainingseinheiten in der Saisonvorbereitung musste nach Maribor und Kranj gependelt werden. Zudem schlitterte das Unternehmen eines langjährigen Finanziers im Hintergrund in die roten Zahlen, sodass die Slowenen mit einer Low-Budget-Mannschaft in ein für sie sehr schwieriges Jahr starten. Am Legionärssektor fehlt abgesehen von Goalie Jerry Kuhn, Verteidiger Nick Ross und Stürmer Jeff Ulmer die Klasse, auch im Bereich der einheimischen Spieler ist ein erheblicher Qualitätsverlust zu attestieren. Dunkle Wolken über dem Tivoli, die nur durch personelle Veränderungen an der Klubspitze und eine Rückkehr Jesenices in die Liga zu vertreiben sein werden. (Hannes Biedermann; derStandard.at; 16.9.2013)