Nach dem Frühstück füllt sich rasch der Innenhof unserer Lodge mit Trägern und Trägerinnen die heute unsere Ausrüstung in das Basislager tragen. Alle kommen und wollen arbeiten. Trägerinnen sind in Nepal zwar immer wieder an zu treffen, doch heute kommt jeder der tragen kann und Arbeit sucht. Für die Einwohner von Sama Gaon ist das Tragen von Ausrüstung in das nahe Basislager des Manaslu eine gute Einnahmequelle.

Das Dorf hat hier ein absolutes Monopol! Keine Träger aus anderen Dörfern dürfen in das Basislager aufsteigen. Entsprechend hoch ist ihr Preis und damit die Kosten für uns für diese Etappe. Es wird nochmals abgewogen, erneut die Lasten auf die einzelnen Träger bzw. auch Trägerinnen verteilt. Geduld, Ausdauer und soziales Geschick sind gefordert.

Wir verabschieden unsere Trägermannschaft der letzten 10 Tage. Für sie ist die Arbeit hier erledigt und sie kehren zurück nach Kathmandu. Unser Koch Narayan mit Gehilfe begleitet uns auch die nächsten Wochen noch weiter mit seinem köstlichen Essen.

Ich gehe mit Georg, Hannes und Nils zusammen mit den ersten Trägern los, um im Basislager einen geeigneten Platz für unsere Zelte zu finden. Hinter uns zieht sich ein langer Tross von Trägern, Trägerinnen und Yaks den Weg entlang. Der Weg führt uns hoch über dem Birendra Tal (Moränensee) an der Ostflanke des Manaslu entlang Richtung Basislager. Vorbei an großen Gletscherbrüchen führt unser Weg steil empor. Es brechen ständig große Eisbrocken in die Tiefe, der Gletscher bewegt sich. Keine Gefahr für uns, aber ein sehr beeindruckendes Naturschauspiel.

Die fast 1.400 Höhenmeter von Sama Gaon (3.550m) bis ins Basislager auf 4.900m bringen wir schnell hinter uns. Schon gegen 11:30 Uhr kommen wir ohne größere Anstrengungen an. Hier bietet sich uns das übliche Bild der Basislager der großen bekannten Berge: Eine Zeltstadt, die sich pro Expeditionsgruppe in einzelne Lager aufteilt. Die Zelte sind teilweise etwas militärisch anmutend in Reih und Glied positioniert.

Wir wollen einen geeigneten Platz abseits der großen Mannschaften finden, da uns Ruhe wichtig ist und wir von anderen Bergsteigern nicht gestört werden möchten. In Kürze haben Georg und Markus am oberen Rand des Lagers auf ca. 3.930 Meter einen solchen Platz gefunden.

Nun beginnt die harte Arbeit des Tages: alle Zelte für unser Lager aufbauen und sturmsicher verankern. Zum Glück ist der Untergrund am von uns gewählten Zeltplatz bereits von vorherigen Expedition hergerichtet und "planiert" (alle größeren Steine entfernt und soweit als möglich geebnet) und wir sparen uns einiges an Aufräumarbeit im steinigen Gelände.

Unser Basislager besteht nun aus: 2 großen Dome Zelten, davon eines als Essens- und Aufenthaltszelt, das zweite derzeit als Lager eingerichtet, ein großes Küchenzelt, ein weiteres Dome Zelt dient Hannes und Nils als Arbeitsplatz. Insgesamt haben wir 7 Schlafzelte. Für jeden von uns gibt es je ein Zelt zum Schlafen und für die gesamte persönliche Ausrüstung. Das siebte Zelt ist für unseren Koch und seinen Gehilfen. Auf dieser Höhe und unter diesen Umständen ist das Luxus pur! Wir werden hier in dieser von uns errichteten Zeltstadt drei Wochen verbringen. Daher: Je schöner man sich einrichtet, umso feiner kann man sich das Lager und auch Arbeitsleben hier gestalten.

Mit dem heutigen Tag und seinen Anforderungen hat sich auch die Höhe bemerkbar gemacht! Zwar sind wir nur knapp 200 Höhenmeter über der Höhe des Rupina La, aber die harte Arbeit des Lageraufbaus spüren wir alle. Ich habe am späteren Nachmittag leichtes Kopfweh. Ein ernst zu nehmendes Zeichen für mich, etwas ruhiger zu treten und viel zu trinken. Morgen haben wir noch einiges an Arbeit vor uns. Das bedeutet vor allem Ausrüstung sortieren, unsere Contour-Felle an die Ski anpassen und zuschneiden und weitere Kleinigkeiten vorbereiten.

Das Wetter ist sehr gut. Nicht so, wie vom Wetterbericht vorhergesagt, aber dennoch gut und wir hoffen, dass es die nächsten Tage gut bleiben wird.

Viele Grüße aus dem Basislager am Manaslu, aus 4930 Meter... (Georg Schantl, 14.9.2013)