Ulrike Theusner sieht sich in erster Linie als Künstlerin: "Modeln ist einfach nur ein Job, so wie Kellnern."

Foto: Irina Gavrich

Ulrike Theusner studierte von 2002 bis 2008 an der Bauhaus Universität Weimar.

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Die Protagonistin unserer Rondo-Exklusiv-Fotostrecke, Ulrike Theusner, ist eines der außergewöhnlichsten deutschen Models. Stephan Hilpold sprach mit ihr am Rande des Fotoshootings.

STANDARD: Wie sehen Sie sich selbst, als Model oder als Künstlerin?

Theusner: Als Künstlerin, Modeln ist einfach nur ein Job, so wie Kellnern.

STANDARD: Trotzdem haben Sie es als Model ziemlich weit gebracht.

Theusner: Wenn man in diesem Beruf etwas erreicht, ist das meist einem glücklichen Umstand geschuldet. Man selbst kann ja nicht wirklich etwas machen - außer zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Entweder es klappt, oder es klappt nicht. In der Kunst kommt es viel stärker auf einen selbst an.

STANDARD: Sind Mode und Kunst für Sie zwei völlig getrennte Bereiche?

Theusner: Es gibt Schnittstellen. Ich selbst bin in meiner Arbeit als Künstlerin von Mode inspiriert bzw. von Menschen, die in diesem Bereich arbeiten.

STANDARD: In Ihrer Kunst kommen häufig deformierte Körper vor. Eine Reaktion auf die auf Perfektion getrimmte Modewelt?

Theusner: Das kann durchaus sein. In der Mode regiert die Makellosigkeit, Models werden zu Tode gefotoshoppt. Mich interessiert das Unperfekte, das Unfertige mehr. Gesichter, die etwas Seltsames haben, zeichne ich lieber als schöne Antlitze. Schönheit ist langweilig.

STANDARD: Was sind in der Kunst ihre Themen und Materialien?

Theusner: Zurzeit arbeite ich mit Tusche, früher waren es Acryl und Öl. Allgemein würde ich meinen Stil als figurativ-expressiv bezeichnen. Ich versuche über Farbe und Formen meine inneren Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Meist sind es erlebte Situationen oder Erkenntnisse, die visualisiert werden. Meine Bilder haben oft einen Tagebuchstil.

STANDARD: Sie arbeiten seit knapp zehn Jahren als Model, mittlerweile machen Sie aber nur mehr ausgewählte Jobs. Was waren die größten Erfolge?

Theusner: Meine wichtigste Zeit waren die ersten Jahre: Shootings mit dem Fotografen Steven Meisel, diverse Kampagnen. Mit 25, 26 rutscht man dann in eine andere Kategorie. Man ist dann schon zu sehr Frau, das ist in dieser Branche weniger gefragt. Mein Kunststudium war mir aber immer wichtiger als die Modelkarriere.

STANDARD: Sie arbeiten derzeit an einem Buch über ihre Karriere. Es soll den Namen "A no names Diary" tragen.

Theusner: Ich habe viel Zeit in New York verbracht. Damals habe ich angefangen, Tagebuch zu führen. Ich bin gerade dabei, das als Buch zusammenzufassen. Mein Plan ist, dazu auch Illustrationen zu machen.

STANDARD: Ist es eine Abrechnung oder ein nostalgischer Rückblick?

Theusner: Beides. Ich versuche so neutral als möglich zu sein, aber ich habe natürlich auch die Schattenseiten dieses Berufs erlebt: Mädchen, die kaum etwas essen, die Drogen nehmen, um den Hunger zu kontrollieren.

STANDARD: Aber warum "A no names diary"? Sie sind doch kein No-Name?

Theusner: Na ja, ein Supermodel ist aus mir auch nicht geworden. Das war aber auch nie meine Ambition. Wirklich bekannt ist in dieser Branche nur eine Handvoll Mädchen. Nur sie verdienen richtig gutes Geld. Wenn man nicht zu ihnen gehört, kann man zwar seine Miete zahlen, eine Villa kann man sich aber nicht leisten. Man ist einfach nur eine von vielen. Ein No-Name. (Stephan Hilpold, Rondo Exklusiv, DER STANDARD, 18.9.2013)

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