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Landesgericht Korneuburg: Zum vierten Mal wird verhandelt.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Korneuburg - Wer war Julia Kührer? Wer ist Michael K.? Fragen, auf deren Antworten die Geschworenen im Prozess um den Tod Kührers ihr Urteil stützen müssen - und die äußerst schwierig zu beantworten sind. Auch am vierten Prozesstag am Landesgericht Korneuburg zeigt sich, dass das Verfahren ein Kaleidoskop ist - mit jeder Zeugenaussage wandeln sich die Bilder in die eine oder andere Richtung.

Kathrin K., eine Freundin der im Juni 2006 verschwundenen Kührer, belegt die Version, die Staatsanwalt Christian Pawle vom Angeklagten zeichnet. Sie schildert einen Besuch in dessen Videothek am Hauptplatz von Pulkau (Bezirk Hollabrunn).

Getuschelt wurde viel

"Er hat gesagt 'Seid's schmutzig, darf ich euch abputzen?' und ist mit dem Staubsauger meine Brüste abgefahren", erzählt sie dem Geschworenengericht unter Vorsitz von Helmut Neumar. "Dabei hat sich meine Kette verfangen und er hat mir ins Leiberl gegriffen, um sie zu lösen." Im Saal leugnet K. eine sexuelle Konnotation - es sei aufgrund der beengten Platzverhältnisse ein Versehen gewesen.

Erzählt hat das Mädchen davon niemandem - was ein Grundproblem von Pulkau zu sein scheint. Getuschelt wurde viel, offen gesagt praktisch nichts. Was unbegreiflich wird, wenn man Aussagen hört, die die Linie des leugnenden K. und seines Verteidigers Farid Rifaat stärken.

Im Wald einen Joint rauchen

Nach dem Verschwinden der damals 16-jährigen Kührer kam einmal der Ex-Freund ihrer Tochter bei einer Veranstaltung zu ihr, schildert Zeugin Michaela T. "Er hat gefragt, ob er mich alleine sprechen kann, er müsse mir etwas Wichtiges sagen", erinnert sie sich. "Er hat aber verlangt, dass ich es niemandem erzähle." Nach der Zusicherung sagte der junge Mann ihr: "Ich war der Letzte, der Julia lebend gesehen hat. Ich war mit ihr im Wald einen Joint rauchen." Dann sei jemand dazugekommen, nachgefragt habe sie nicht mehr. Erst vier Jahre später meldete sie sich. "Warum?", will Neumar wissen. "In erster Linie, weil ich es ihm versprochen habe. Und zweitens glaubten wir, Julia sei weggelaufen." Der Jugendliche leugnet das Gespräch.

Eine andere Mutter gab gegenüber der Polizei ursprünglich an, sie vermute, ihr Sohn wisse mehr als er sage, werde aber vom Ex-Freund Kührers unter Druck gesetzt. Im Protokoll steht sogar, ihr Sohn "decke" Thomas S. - am Dienstag schwächte sie die Aussage dann wieder ab.

Crystal Meth im Körper Kührers

Seltsam auch, dass man aufgrund der Obduktion weiß, dass Kührer Crystal Meth konsumiert hat. Von der Droge war aber in Pulkau nie die Rede, auch ihren engsten Freundinnen hat sie darüber nie erzählt - über den Cannabiskonsum sehr wohl. Dagegen soll sie mit einer flüchtigen Bekannten aus der Schule das Mittel bei K. gekauft haben, wie diese sagte. Am Donnerstag geht es weiter. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 18.9.2013)