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Nick Sloane will als Letzter von Bord gehen, sobald die Costa ihre letzte Destination vor dem Abwracken erreicht.

Foto: REUTERS/Tony Gentile

Wie eine typische italienische Oper hatte das Drama der Costa Concordia von Anfang an einen echten Schurken - Kapitän Francesco Schettino, der das Kreuzfahrtschiff vor der Insel Giglio auf Grund steuerte und dann von Bord floh - und eine dramatische Kulisse. Nun ist auch ein strahlender Held dazugekommen: Nick Sloane, dessen 500-Mann-Team es in der Nacht auf Dienstag gelungen ist, den Riesenkahn wieder aufzurichten.

Der 52-jährige Südafrikaner ist als einer der Top-Experten für Schiffs- und Plattformbergungen weltweit im Einsatz. Der Ruf nach Giglio ereilte ihn 2012, als er gerade versuchte, das havarierte Containerschiff MV Rena vor Neuseeland zu retten. Sein erstes Schiff hatte er 30 Jahre zuvor im Südatlantik geborgen, als er für die südafrikanische Großreederei Safmarine tätig war. 1987 half er bei der Bergung einer südafrikanischen Passagiermaschine, die mit 159 Personen an Bord vor Mauritius ins Meer gestürzt war. Seine Einsätze führten ihn unter anderem nach Pakistan, Jemen, Papua-Neuguinea und Mexiko, meist weit weg von seiner Frau, die die 17-jährigen Zwillinge und die zehnjährige Tochter ziemlich allein aufziehen muss.

Trockener Humor, lockere Art

Im Vergleich zu diesen Orten war die Toskana für Sloane ein Paradies; dort genoss er in den kurzen Arbeitspausen Spaghetti alle vongole und Wein von Antinori, erzählte er CNN. Bloß auf das geliebte Golfspiel musste er im vergangenen Jahr verzichten.

Mit seinem trockenen Humor und seiner lockeren Art wurde er von den Einheimischen herzlich aufgenommen - auch weil sie sich von ihm die Befreiung vom Ungetüm vor ihrer Küste erhofften. "Wenn etwas schiefgeht, dann werde ich geopfert", erklärte er, warum gerade er und seine erst 2011 gegründete Firma Sloane Maritime Ltd von Costa Crocere, dem Eigentümer des Unglücksschiffs, den Job erhalten hatten. Dieser zieht sich länger hin, als man anfangs gedacht hatte. Ein Grund dafür ist Sloanes ausgeprägte Rücksicht auf die im Bauch des Schiffes verbliebenen Toten.

Aber nun, da die Costa Concordia wieder aufgerichtet ist, will Sloane recht bald auf die Kommandobrücke hinauf und das Schiff beaufsichtigen, wenn es abgeschleppt wird. Anders als der frühere Kapitän werde er als Letzter von Bord gehen, sobald die Costa ihre letzte Destination vor dem Abwracken erreicht. Und dann will er endlich zurück zu seiner Familie und einer Runde Golf im geliebten Erinvale Golf Club bei Kapstadt. (Eric Frey, DER STANDARD, 18.9.2013)