Wien - Das Wirtschaftswachstum schleppt sich auf niedrigem Niveau dahin, nennenswerte Zuwachsraten gibt es selbst im erfolgsverwöhnten Exportsektor nicht. Leichte Erholung sehen Wirtschaftsforscher frühestens nächstes Jahr, einen Aufschwung gar nicht. Bis dahin werde die Arbeitslosigkeit steigen - auch in der Sachgüterproduktion. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Herbstlohnrunde, die am Freitag von der Metallbranche eingeläutet wird, lassen besonders zähe Verhandlungen für die sechs Fachverbände erwarten.
Nicht zur Entspannung trägt bei, dass sich die Tarifpartner in ihren Positionen wie in Schützengräben verschanzen. Arbeitgeber sprechen vor dem Hintergrund "nicht berauschender" Produktivität von "minimalstem Spielraum". Die Produktivität (Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen) bleibt laut Prognose auch heuer unter Wasser, der Nettoproduktionswert (real) dürfte von 1,7 auf gerade einmal ein Prozent sinken. Relativ besser laufe es noch für Werkzeugmaschinenhersteller, der Maschinenbau an sich sei aber schlechter unterwegs als die gesamte Metallware, sagt der Obmann der Maschinenbauer, Christian Knill. Er ist einer der Chefverhandler des mit 120.000 Beschäftigten stärksten Fachverbands der einst großen KV-Gemeinschaft und damit mitverantwortlich für die dicke Luft, in der die Verhandlungen am Freitagnachmittag mit der Übergabe der Forderungen in der Wirtschaftskammer beginnen.
Aktionismus
Produktions- und Privatangestelltengewerkschafter starten heuer besonders früh mit Aktionismus. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen - die einer gemeinsamen Tarifrunde für Gießereien, Bergbau/Stahl, Fahrzeugindustrie, Nichteisen-Metalle, Gas/Wärme und Metall/Maschinenbau blieb bereits im Vorjahr unerfüllt - versammeln sich vorsorglich am Freitagvormittag an die 2000 Betriebsräte im Austria Center in Wien. "Druck aufbauen", heißt die von der Produktionsgewerkschaft ausgegebene Devise.
Endgültig schief hängt der Haussegen, seit die Arbeitgeber das im Mai präsentierte Arbeitszeitmodell der Gewerkschaft sofort verworfen haben. Arbeitszeit bleibt somit Reizthema, insbesondere längere Durchrechnungszeiten (um Überstundenzuschläge zu vermeiden).
Die Tarifverhandlungen für die insgesamt rund 105.000 Metallarbeiter und fast 70.000 Industrieangestellten beginnen gestaffelt: Am Freitag tauschen Vertreter der gebeutelten Kfz-Zulieferer, Gießereiindustrie und Gas/Wärmebranche die Wirtschaftsdaten aus, richtig verhandelt wird aber erst ab 17. Oktober. Einzig Maschinen/Metall beginnt kommenden Dienstag mit Verhandlungen. Wobei allein die Wirtschaftsgespräche Verstimmung garantieren.
"Investitionen sind der Schlüssel zum Aufschwung", sagt Wifo-Chef Karl Aiginger. Die würden derzeit aber zurückgehalten, es gebe zu viele Risiken. (ung, DER STANDARD, 18.9.2013)