Das Leben eines Polizisten ist dem Bund exakt 109.009,3 Euro wert. Soviel steht laut "Wachebediensteten-Hilfeleistungsgesetz" den Hinterbliebenen eines Exekutivbeamten als Einmalzahlung neben der regulären Witwen- und Waisenpension zu, wenn ein Beamter im Dienst stirbt. Dabei ist es gleichgültig, ob er bei einem Unfall, oder, wie in den aktuellen drei Fällen, von einem Fremden mit Vorsatz getötet wird.

Fünfmal wurde die Überweisung dieser Summe in den vergangenen zehn Jahren nötig, weiß Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenministeriums. Wie gefährlich der Job der rund 23.000 Polizisten in Österreich ist, zeigt auch die Statistik über die Zahl der Verletzten.

3685 Beamte wurden zwischen den Jahren 2009 und 2012 durch "fremde Gewalt", wie es amtlich heißt, verletzt. 246 davon schwer, und zwar im medizinischen Sinn. Denn strafrechtlich ist es ohnehin anders: Jede Verletzung eines Exekutivbeamten im Dienst wird als schwere Körperverletzung geahndet.

Einige der schwersten Zwischenfälle der vergangenen Jahre:

11. Februar 2011 Zwei Polizisten werden in einem Wald bei Hirtenberg (Bezirk Baden) bei einem Schusswechsel schwer verletzt, einer der Beamten stirbt am nächsten Tag im Spital. Der Schütze ist ein 34-Jähriger, der wegen eines versäumten Haftantritts zur Fahndung ausgeschrieben war. Er begeht nach der Schießerei mit seiner Handfeuerwaffe Selbstmord.

12. Jänner 2010 Ein 27-jähriger Polizist wird bei einer Fahrzeugkontrolle in Wien-Ottakring angeschossen. Nach der Anhaltung flüchtet der Lenker, auf der Verfolgungsjagd zieht er plötzlich eine Waffe und schießt mehrmals auf den Beamten, der dabei schwer verletzt wird.

8. April 2009 Ein Unbekannter flüchtet vor einer nächtlichen Schwerpunktkontrolle im Bezirk Wien-Alsergrund. Ein Beamter holt ihn ein, als sich der Mann umdreht und ihn niedersticht. Der 41-Jährige wurde dadurch lebensgefährlich verletzt und lag drei Wochen ins Krankenhaus.

30. Mai 2004 Ein 27-jähriger Polizist wird in Wien-Penzing durch sieben Stiche lebensgefährlich verletzt. Er wollte mit Kollegen die flüchtenden Passagiere eines als gestohlen gemeldeten Autos festnehmen.

15. April 2003 Polizisten beobachten zwei Männer bei einem Einbruch in Wien-Donaustadt und wollen sie festnehmen. Einer der Verdächtigen entkommt zunächst und wird nach einer Verfolgungsjagd gestellt. Bei einem Gerangel kann er sich die Dienstwaffe eines der Beamten erbeuten und einsetzen. Insgesamt zwei Polizisten werden durch Schüsse verletzt.

14. Juni 1993 Einer der schwersten Fälle der jüngeren Vergangenheit ereignete sich nach einem Banküberfall in Wien-Döbling. Der Täter erschießt auf der Flucht einen 25-jährigen Polizisten und verschanzt sich mit vier Geiseln in einem Kindermodengeschäft. Bei mehrstündigen Verhandlungen mit dem Geiselnehmer wird auch Polizeioberst Fritz Mahringer angeschossen. Die Exekutive stürmt schließlich das Geschäft, der Täter begeht Selbstmord. (APA, moe, DER STANDARD, 18.9.2013)