Bild nicht mehr verfügbar.

Umgerechnet 80 Euro zahlen Japanerinnen und Japaner dafür, dass ihnen fünf Minuten lang Schnecken im Gesicht herumkriechen. Die Wiener Dermatologin Sabine Schwarz zweifelt an der Wirksamkeit der neuen Peeling-Methode.

Foto: epa/FRANCK ROBICHON

Vor wenigen Wochen sorgten die Betreiber des japanischen Beauty-Salons "Ci:z.Labo" international für Schlagzeilen. Der Grund: Für umgerechnet rund 80 Euro können sich schönheitsbewusste Damen und Herren fünf Minuten lang Schnecken übers Gesicht kriechen lassen. Beworben wird das Angebot damit, dass der Schleim, den die Tiere unter Stress absondern, eine positive Wirkung auf die menschliche Haut habe. Von wundheilenden und straffenden Effekten ist die Rede, die sogar gegen Psoriasis (Schuppenflechte) helfen sollen.

Die Idee ist grundsätzlich nicht neu, bieten doch einige Kosmetikfirmen seit Jahren spezielle Schneckenextrakt-Cremes an. Der von den Schnecken produzierte Beauty-Cocktail ist vermeintlich reich an Elastin, Vitaminen, Proteinen, Antioxidantien und Hyaluronsäure, die den Feuchtigkeitsgehalt der Haut verbessern, Entzündungen reduzieren sowie die Regenerierung von Hautzellen unterstützen und abgestorbene Zellen abbauen helfen.

Als Argumentationsgrundlage dient dabei der Verweis auf jahrtausendealtes Wissen, schließlich hat bereits Hippokrates von Kos eine Mischung aus saurer Milch und zerquetschten Schnecken als Mittel gegen Hautentzündungen empfohlen.

Nur ein Hype

Vor rund 15 Jahren berichteten chilenische Landarbeiter von der wundersamen Wirkung, die Mucin - wie der strukturgebende Bestandteil des Schneckenschleims genannt wird - auf die menschliche Haut hat. Indem sie die Kriechtiere von den Pflanzen entfernten, kamen die Farmarbeiter zwangsläufig regelmäßig mit dem Sekret in Kontakt. Der daraus abgeleitete Effekt: Die Hände fühlten sich mit der Zeit zarter und weicher an. Womöglich auch ein Grund, warum Promis wie die Hollywood-Schauspielerin Katie Holmes auf "Mucin-Gel" schwören.

Der dabei unterstellte Zusammenhang entbehrt allerdings jeder wissenschaftlichen Grundlage, wie die Dermatologin Sabine Schwarz vom Hautzentrum Wien betont: "Meines Wissens gibt es keine Studien über die hier beschriebene Wirkung zur Stimulation der Collagene und die Hydratation der Haut." 

Die Medizinerin schließt zwar nicht aus, dass Mucine in geringem Maß positive Auswirkungen haben können, ihrer Meinung nach handelt es sich aber bei der angepriesenen Schnecken-Kur letztendlich nur "um einen Hype ohne klare Studiengrundlage".

Wer dennoch seine Haut mit tierischen Ausscheidungen bearbeiten möchte, dem sei eine andere Methode empfohlen, auf die auch Victoria Beckham vertraut: Die Modedesignerin reibt sich neuerdings ihr Gesicht mit Nachtigallkot ein. Das hat garantiert irgendeinen Effekt. (Günther Brandstetter, derStandard.at, 18.9.2013)