Alljährlich eine modische Herausforderung: die Übergangszeit.

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Es ist heute an der Zeit, unsere Ratlosigkeit zu gestehen. Der Sommer ist vorbei, aber vom Herbst will man noch nichts wissen. Die Flip-Flops sind im Kasten verschwunden, aber den Trenchcoat hat man noch nicht angerührt. Übergangszeit nennt man diese paar Wochen im Jahr, und sie bereiten uns immer wieder Kopfzerbrechen. Weder möchte man kleidungstechnisch der verflossenen Zeit hinterhertrauern, noch will man den Herbst einfach so akzeptieren und womöglich zu einer Haube greifen.

Menschen, die das machen, müssen sich deswegen böse Blicke gefallen lassen. In vieler Augen sind sie Verräter, und es ist natürlich nur ihnen zuzuschreiben, dass der Himmel bedeckt und der Regen fadenförmig ist.

Jahreszeiten extrem

Da lobt man jene, die noch immer nicht von ihren Hotpants lassen wollen und dann zum Bipa laufen, um sich neue Strümpfe zu kaufen, damit das Frieren endlich ein Ende hat. Vorbilder sind aber auch sie keine. Dafür zittern sie einfach zu sehr.

Wirklich grantig machen uns aber jene, die am ersten grauen Herbsttag zum Wintermantel greifen. Noch schlimmer, als vor dem herannahenden Herbst den Schwanz einzuziehen, ist nur, eine ganze Jahreszeit zu überspringen. Das ist schon im Frühling, wenn nahtlos zwischen Moonboots und Sandalen hin- und hergewechselt wird, schwer zu verkraften, der vorzeitige Griff zum Wintermantel gibt einem aber den Rest. Noch schlimmer als die Jahreszeiten sind eigentlich nur die Mitmenschen. (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 19.9.2013)