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Bisher können Irans Internetnutzer nur über VPN-Tunnel auf Facebook und Twitter zugreifen. Das ist illegal.

Foto: AP/Noroozi

Für ein paar Stunden trauten Millionen von Internetsurfern im Iran ihren Augen nicht: Auf einmal waren Facebook und Twitter nicht mehr blockiert. Ohne den Umweg über einen Datentunnel (VPN) hatten sie Zugang auf die beiden Online-Dienste, die im Land sehr beliebt sind. Doch schon am nächsten Tag kam die amtliche Meldung, dass es sich in den paar Stunden um einen technischen Defekt gehandelt habe. Am Dienstag waren beide Seiten wieder hinter dem Internetfilter verschwunden.

"Es gab einige technische Fehler, die wir in der Zwischenzeit behoben haben", sagte ein Sprecher der für das Internet zuständigen Kommunikationsbehörde. Die Behörde werde nachprüfen, ob nicht einige hiesige Internetanbieter gegen die Gesetze verstoßen und die Filter für beide Seiten kurzfristig entfernt hätten. "Das würde für sie dann ein juristisches Nachspiel haben", sagte Abdolsamad Khorramabadi, ein prominenter Hardliner des Regimes, der Nachrichtenagentur Mehr. 

Technische Panne oder Fehler?

Die New York Times berichtet jedoch, dass die kurzzeitige Öffnung ein Test gewesen sein könnte, der Aufschluss über das Verhalten und die Reaktion der Internetnutzer geben sollte. "Die Aktion am Montag war ein Test, um zu sehen, wie die Bevölkerung reagiert, wenn Facebook und Twitter plötzlich zugänglich sind", gab eine vertrauliche Quelle aus dem Regierungsumfeld gegenüber der New York Times an. "Offensichtlich war das Ergebnis nicht befriedigend, weil die Websites wieder gesperrt wurden."

Nach den im Iran geltenden Gesetzen ist die Mitgliedschaft in Sozialen Netzwerken nicht illegal, der Zugang über einen VPN-Tunnel aber schon.  Ein Zugang über VPN war bisher der einzige Weg für die 20 Millionen iranischen Nutzer von Twitter und Facebook. Beide Seiten sind seit der Präsidentenwahl 2009 und den nachfolgenden Protesten ("Grüne Revolution") gesperrt.

Doch seit kurzem sind auch der neue Präsident Hassan Rohani und sein Außenminister Mohammed Jawad Zarif bei den Online-Diensten aktiv. Besonders Zarif macht aus seiner Begeisterung keinen Hehl. Das iranische Establishment sieht das als "Sünde", da beide Netzwerke vom Erzfeind USA und "Großen Satan" gelenkt würden und außerdem für islamische Verhältnisse sittenwidrig seien. Abdolsamad Khorramabadi kritisiert, dass Facebook Familien zerstören würde und die Ursache von einem Fünftel aller Scheidungen in den USA sei.

Nun soll in einem kulturpolitischem Ausschuss unter der Leitung von Präsident Rohani geprüft werden, ob die Sozialen Netzwerke nicht auch etwas Positives hätten. "Ein Netzwerk, in dem man mit Menschen kommunizieren und sie auch informieren kann, ist doch nicht schlecht", sagte Außenamtssprecherin Marsieh Afkham. (red/APA, 18.9.2013)