Wien - Es gehört schon eine Portion Mut dazu, just zehn Tage vor der Nationalratswahl die Premiere eines Kabarettprogramms anzusetzen, das mehrere Monate lang laufen und trotzdem immer aktuell sein soll. Michael Niavarani und Albert Schmidleitner greifen für ihre Simpl-Revue Lasst Euch gehen! daher auf einen altbewährten Kniff zurück: Sie lassen einfach einen Conferencier zu Beginn die Tagespolitik kommentieren.
Als solcher fungiert erstmals Stefano Bernardin. Er macht seine Sache gut: Im Stakkato bedenkt er jede Partei mit Spott und Häme. Er fragt sich z. B., was Spindelegger eigentlich beruflich mache, ist erstaunt über die Spitzenkandidaten der Grünen (Lamm und Marienkäfer), und er hat eine Erklärung parat, wieso Stronach die Todesstrafe für Berufskiller forderte - gerade in Österreich, wo es deren ja nicht so viele gibt: weil er die Filme von Arnold Schwarzenegger synchronisiert habe. Bernardin ätzt auch über die Omnipotenz einer Suchmaschine (von Google Earth bis Gugl Hupf) und klärt das Publikum auf, dass die USA live dabei seien - leider nur per Audiokanal; man hätte aber hier keine Terroristen, versichert er der NSA, sondern nur Lobbyisten. Später wird sich noch ein kompletter Sketch um das Abhören von Gesprächen drehen.
Nicht jede Nummer ist zwingend, jene über den Kinderwunsch einer Ehefrau bildet den Tiefpunkt. Schallend lachen darf man aber bei der Unterhaltung der Bienen Sumsi und Fauler Willi, bei den greisen Piloten im Aua-Cockpit und beim Bundesländer-Songcontest: Joachim Brandl und Ernst G. Vokurek holen als Waterloo & Robinson den Sieg für Oberösterreich. Michael A. Mohapp gelingt ein feines Plädoyer gegen den Schlankheitswahn, und Bernhard Murg amüsiert als Banker, der für eine Homestory gegen den Willen seiner hochnäsigen Gattin (Alexandra Schmid) die Wohnung "downgradet". Was die Revue aber mit dem Titel zu tun hat? Das wissen wohl nur die Kabarettgötter. (Thomas Trenkler, DER STANDARD, 19.9.2013)