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Die Ermittlungen im Haus begannen sofort, nachdem der mutmaßliche Täter tot aufgefunden worden war. Sie dürften noch tagelang andauern.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Frage: In welchen Fällen wird die Cobra angefordert?

Antwort: Sondereinsätze mit "mittlerem und höherem Gefährdungsgrad" sind die Kernaufgabe der Cobra – von Terrorbekämpfung über Flugzeugentführungen bis zu Einsätzen gegen Bewaffnete. Ob das Einsatzkommando zur Hilfe gerufen wird, entscheidet der jeweilige Einsatzleiter. In Annaberg waren Cobra-Kräfte bei der Schwerpunktfahndung zwar von Anfang an eingebunden. Aufmarschiert sind sie aber erst nach dem Amoklauf: Zu 200 anderen Polizisten vor Ort kamen 135 der Cobra. Wie bei komplexen Aufgaben üblich, entschied ein ganzer Einsatz- und Führungsstab aus verschiedenen Abteilungen über das Vorgehen.

Frage: Holt die Polizei das Bundesheer öfters zur Hilfe?

Antwort: Dass die Polizei Panzer vom Bundesheer anfordert, geschieht selten. Dass sich diese Hilfe des Bundesheers holt, ist dagegen nicht ungewöhnlich (und kann manchmal auch über längere Zeit andauern – ein Beispiel wäre der frühere Assistenzeinsatz an der burgenländischen Grenze). Bundesheer und Polizei stimmen dann im gemeinsamen Gespräch je nach Situation ab, was das Heer einbringen kann. Bei dem Einsatz in Großpriel bei Melk habe es sich um das Bereitstellen von Material gehandelt. Nachdem ein Cobra-Wagen trotz Panzerung dem Beschuss nicht standgehalten habe, habe man sich für das Anfordern der drei Panzer aus der Kaserne Melk entschieden, hieß es aus dem Innenministerium.

Frage: Ein Rettungssanitäter wurde erschossen – wie kam es zum Einsatz?

Antwort: Die Rettung wurde gerufen, nachdem der mutmaßliche Wilderer eine Polizeisperre durchbrochen und einen Polizisten verletzt hatte – der Beamte erlag später seinen Verletzungen. Als die Rettung eintraf, soll der Schütze nicht mehr zu sehen gewesen sein. Er soll dann aus einem Hinterhalt im Wald den Sanitäter bei dessen Anfahrt gezielt erschossen haben. Insgesamt waren im Laufe des Einsatzes 70 Rettungssanitäter vor Ort.

Frage: Die Polizei gab am Dienstag einige Stunden lang kaum Informationen heraus. Hätte nicht auch die Bevölkerung gewarnt werden müssen?

Antwort: Gegen drei Uhr Früh soll der mutmaßliche Schütze sich bereits auf seinen Bauernhof in Großpriel bei Melk zurückgezogen haben. Man ging zu dem Zeitpunkt laut Innenministerium nicht von einer Gefährdung Unbeteiligter aus, allerdings habe man geglaubt, dass der Mann noch einen Polizisten als Geisel bei sich habe. "Jede Kommunikation ist dann auch eine Kommunikation zum Täter", sagte ein Sprecher. Man habe sich dagegen entschieden, darüber zu informieren, dass es bereits drei Tote gab, da man gehofft habe, auf diese Art eine Eskalation verhindern zu können.

Frage: Warum hat es so lange gedauert, bis die Beamten das Haus durchsucht hatten?

Antwort: Da zunächst unklar war, wo der vermisste Polizist war, ging man von einer sogenannten Geisellage aus. Oberstes Gebot in diesem Fall ist, mit dem Täter Kontakt aufzunehmen, wofür es eine eigene Verhandlungsgruppe gibt. Die versuchte stundenlang vergeblich, Alois H. telefonisch zu erreichen. Nachdem die Leiche des vermissten Polizisten entdeckt worden war, intensivierte man die Aufklärung: Unter anderem durchleuchtete ein Hubschrauber mit Wäremebildkamera das Gehöft. Da die Lage unklar blieb, musste Raum für Raum gesichert werden. (moe, spri, DER STANDARD, 19.9.2013)