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Ende eines Geldhauses: Der Großteil der zypriotischen Laiki-Bank wurde in die Bank of Cyprus integriert. 

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Wien – Die international finanzierten Sparprogramme der vergangenen Jahre in Europa haben eines gemeinsam: Am Anfang ging es mit den betroffenen Ländern immer unerwartet steil bergab. Weder in Griechenland, Portugal, Rumänien noch Ungarn hielten die Vorhersagen des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU-Kommission. Selbst die düstersten Prognosen über den Anstieg der Arbeitslosigkeit und den Einbruch der Wirtschaft erwiesen sich rasch als zu optimistisch.

In dieser einen Hinsicht könnte Zypern zur Ausnahme werden. Der IWF hat in der Nacht auf Donnerstag seine erste Analyse des Zypern-Hilfsprogrammes veröffentlicht. Das Urteil der ansonsten mit Kritik nicht sparsamen Währungsfondsexperten: Zypern hat sämtliche Vorgaben umgesetzt und macht mit seiner Bankenreform große Fortschritte. Der Wirtschaft des Landes geht es zwar schlecht – aber eben nicht ganz so schlecht wie erwartet.

Rettungspaket im März

Die Regierung in Nikosia hatte sich im März unter chaotischen Umständen auf ein Rettungspaket mit der Eurozone und dem IWF verständigt. Kern des zehn Milliarden Euro schweren Programmes war die umstrittene Beteiligung von Bankkunden an der Sanierung der beiden aufgeblähten Geldhäuser Bank of Cyprus und Laiki, die drohten, das ganze Land in den Abgrund zu reißen. Vereinbart wurde, Einlagen über 100.000 Euro für die Rekapitalisierung der Kreditinstitute heranzuziehen.

Inzwischen wurde die Laiki in die Bank of Cyprus integriert. Die ungesicherten Spareinlagen bei der neuen Bank of Cyprus beliefen sich auf 7,8 Milliarden Euro. Von diesen Guthaben wurde die Hälfte in Eigenkapital umgewandelt. Aus den früheren Bankengläubigern sind also Aktionäre geworden, sie kontrollieren 99 Prozent der Bank of Cyprus. Die andere Hälfte der Spareinlagen bleibt als Notfallpuffer auf Konten eingefroren.

Die Bank of Cyprus wurde durch diese Maßnahmen laut IWF stabilisiert. Im Gegensatz zu Irland oder Griechenland gelang dies, ohne Verluste der Privaten dem Staat umzuhängen. Da nur rund ein Drittel der betroffenen Sparguthaben im Eigentum von Zyprioten war, blieben die Auswirkungen des Transfers auf die Gesamtwirtschaft (Konsum) zudem begrenzt.

Große Probleme gibt es natürlich trotzdem: Der Einbruch am Bausektor und der Kollaps des Finanzsektors haben ihre Spuren hinterlassen, im ersten Halbjahr ist die zypriotische Wirtschaft um 5,6 Prozent geschrumpft. Die Arbeitslosigkeit ist von 11,7 auf 17,3 Prozent gestiegen. Der Währungsfonds warnt die Regierung zudem wegen der unsicheren Lage, die eingeführten Kapitalverkehrskontrollen flexibel zu handhaben und nicht überhastet abzuschaffen.

Der IWF widmet sich in seinem Bericht übrigens auch der bisherigen Geschäftspraxis der zypriotischen Banken. Der Mittelmeerinsel wurde ja wiederholt vorgehalten, Richtlinien gegen Geldwäscherei sehr lax auszulegen. Neben dem Europarat wurden die Wirtschaftsprüfer von Deloitte beauftragt, diese Vorwürfe zu prüfen.

Bank kennt den Kunden nicht

Laut IWF-Bericht hat sich Deloitte die Unterlagen zu 390 Bankkunden (darunter die größten Anleger im Land) angesehen. Geldwäschereibestimmungen sehen vor, dass die Bank die Identität jener Person kennen muss, die wirtschaftlich über ein Konto verfügen kann. In Zypern bleibt dies unbeachtet: Dreiviertel der untersuchten Konten wurden von Mittelsmännern eröffnet – im Schnitt wurden laut Deloitte drei "Lagen" (also Gesellschaften, Trusts, Anwälte) zwischen Bank und dem wahren Kontoeigentümer zwischengeschaltet. Die zypriotischen Institute versuchten nur in jedem zehnten Fall herauszufinden, wer ihr Kunde wirklich ist. Zudem wurden in der Vergangenheit kaum Verdachtsfälle von Geldwäscherei an die Behörden gemeldet, selbst wenn die Bank durch "öffentlich zugängliche Quellen" einen kriminellen Hintergrund hätte vermuten müssen. (András Szigetvari, DER STANDARD; 19.9.2013)