Vor teuren und ungeprüften Stammzelltherapien bei neurologischen Erkrankungen des Menschen außerhalb klinischer Studien warnt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). "Stammzellen haben zwar bei der Entwicklung neuer Therapien großes Potenzial, von einer Anwendung am Menschen ist aber noch dringend abzuraten", sagt Neurologe Alexander Storch.

Keine Nachweise für Wirkung

Hintergrund seien entsprechende und teure Behandlungen, die in Privatkliniken und -praxen angeboten werden - etwa gegen Multiple Sklerose, Parkinson oder Demenz. Dabei gebe es noch keine Stammzellen-Therapie gegen neurologische Erkrankungen, so Storch. Stammzellen würden zwar in vielen Studien getestet, aber es lägen bisher keine klinisch-wissenschaftlichen Daten vor, die eine Anwendung rechtfertigen. Auch für die Sicherheit der angewandten Verfahren gebe es keine Garantie, so der DGN-Experte.

Patienten zahlen laut DGN zwischen 6.000 bis 30.000 Euro für die Behandlung mit eigenen Knochenmarkszellen. Laut Storch zeigen Nachuntersuchungen aber, dass ihnen so nicht geholfen wird: "Die Hoffnung liegt in der klinischen Forschung, nicht in teuren Privatbehandlungen." Unerprobte Behandlungen außerhalb klinischer Studien widersprächen auch international vereinbarten Standards, so der Dresdner Neurologe.

Generell sehen die Experten bei Stammzellen aber enormes Potenzial in Forschung und Therapie, etwa für den Ersatz von Zellen bei Demenz, Parkinson und Querschnittlähmung oder bei kindlichen Stoffwechselerkrankungen. Bis dahin werde es aber noch dauern, denn die Forschungen seien erst im Frühstadium, so Storch: "Wir wären schon froh, wenn wir einen Stopp oder eine Verlangsamung erreichen." (APA, derStandard.at, 19.9.2013)