Unser absolutes Lieblingsposting unter allen "GTA 5"-Berichten als Meme. Danke, blasta! 

Bild: Rockstar, Text: blasta, Meme: zw

Während Sie diese Zeilen lesen, bereiten die Schatzmeister von Take 2 wohl gerade die zweite Finanzpressemitteilung für Montagmorgen vor. Es wird nur Superlative zu berichten geben, denn nach dem 800-Millionen-Dollar-Start vergangenen Dienstag und einer Milliarde Dollar Einnahmen in nur drei Tagen stehen alle Zeichen dafür, dass "Grand Theft Auto 5" (GTA 5) eines der best verkauften Spiele aller Zeiten wird. Und nach einer Woche der starken Kritiken und Leserrekorde ist für den Hype um die größte Neuveröffentlichung des Jahres kein Ende in Sicht. Während manche Beobachter nach möglichen Skandalen und sonstigem Berichtenswerten suchen, werden erwartungsgemäß immer mehr Stimmen laut, die sich über die mediale Aufmerksamkeit für das Gangsterepos beschweren. Doch so sehr es nachvollziehbar ist, dass einen Meldungen über Dinge, die einen selbst nicht interessieren, stören, denke ich, dass wir Videospieler glücklich über den Tumult sein sollten. Nach Jahrzehnten der Entwicklung ist die Videospielbranche trotz Rekordumsätze und beständiger Innovationskraft heute nach wie vor die graue Maus unter den Unterhaltungsmedien.

Mut zum Feiern

Es gehört für uns zum Alltag, die Stars aus Film, Literatur und Musik zu feiern und ihre Werke bis ins Kleinste aufzuarbeiten. Selbst der Starkult hat eine ganze Industrie um sich herum aufgebaut - mit unzähligen Events, Fanklubs, Magazinen und TV-Sendern, die sich ausschließlich der Beweihräucherung und akribischen Zerlegung ihrer Ikonen widmen. Doch so groß Videospiele in den vergangenen Jahren auch geworden sind (65 Milliarden Dollar Umsatz 2012!) und obwohl 2013 bereits mehr als eine Milliarde Menschen weltweit auf Konsole, PC oder Mobile spielen, werden die Menschen hinter der Maschinerie und ihre einzigartigen Werke unverhältnismäßig wenig gewürdigt. Vielleicht kennen Sie Shigeru Miyamoto, Gabe Newell oder John Carmack noch namentlich, doch wissen Sie, wer hinter dem nächsten "Zelda" steht, wer "Call of Duty" gerade produziert oder die 1.000 Seiten Skript zu "GTA 5" geschrieben hat. Wenn ja, gehören Sie einer kleinen Gruppe echter Fans an. Die große weite Welt hat nämlich keine Ahnung von welchen Persönlichkeiten überhaupt die Rede ist. Ein Missstand, den sich die Branche zum großen Teil selbst vorzuwerfen hat. Bestes Beispiel ist der Umgang mit den Stimmen hinter den drei Protagonisten von "GTA 5". Werden die Sprecher bei Animationsfilmen herausgeputzt am roten Teppich präsentiert, findet man vom echten Trevor, Franklin und Michael nur einen Schnappschuss im Internet. Die Seriengründer rund um die Houser-Brüder trauen sich selbst nur für eine Hand voll Interviews alle paar Jahre vor das Mikrofon. Eine Branche, die unter chronischem Understatement leidet.  

Und gerade deswegen ist ein Ereignis wie die Veröffentlichung von "Grand Theft Auto 5" so etwas wie ein Hoffnungsschimmer für das Medium. Denn Spiele, die ein solche Popularität erreichen, sorgen dafür, dass selbst komplett Außenstehende (die absolute Mehrheit der Menschheit) mit Games in Berührung kommen. Und umso mehr Leute mit diesen Blockbustern in Breitenmedien, im Internet, über Mundpropaganda oder die Lokalzeitung konfrontiert werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eines Tages auch andere Schöpfungen und vielleicht auch irgendwann der eine oder andere kreative Kopf dahinter von der Masse entdeckt werden. Eine Hoffnung, die sich jüngst übrigens auch an Ubisofts und Deep Silvers Guerilla-Marketing-Aktionen zu "GTA 5" zeigte.

Reflektion gefragt

Genauso wichtig ist es, dass sich Medien öfter der Debatte stellen und Inhalte diskutieren. Denn abseits einfallsloser "Killerspiele"-Skandale ist die Branche bis auf wenige Ausnahmen so aalglatt wie ihre perfektionierten Nutzerlizenzen. Kriegspiele, die nicht zum Nachdenken anregen wollen, Herausgeber, die Angst haben anzuecken und lieber akzeptierte Gewalt, als tabuisierte Erotik.

Dabei sind selbst Aufregungen in der Yellow Press willkommen. Das bedeutet nämlich, dass sich jemand von außen mit dem Thema auseinandersetzt. Und umso erfrischender ist es, wenn schlussendlich auch kompetente Videospieljournalisten, anstatt einfach Boulevard-Kritik aufzugreifen, selbst Diskussionen anregen. Eurogamer publizierte besipielsweise parallel zur Veröffentlichung der "GTA 5"-Rezension einen Kommentar zu einer Folterszene im Spiel und warf die Frage auf, ob sie in dieser Härte gerechtfertigt ist. Gamespot wiederum hinterfragte in seiner Rezension das sexistische Frauenbild im Spiel und provozierte damit eine (bereits abgewiesene) Petition erboster Spieler, die die Kündigung der Autorin forderte. Wenngleich ich persönlich Rockstars inhaltliche Entscheidungen begrüße, weil diese meiner Meinung nach der keinen Deut besseren Realität einen Spiegel vorhalten, bin ich froh, dass die Branche langsam damit beginnt über sich selbst zu reflektieren. Und einer kritischen Journalistin das Wort verbieten zu wollen, ist vielleicht das Schlechteste, was man der Entwicklung antun kann. Großereignisse sind für jede Medienform gut. Denn sie erzeugen Interesse und Interesse führt wiederum zu Kritik und Kritik zur Weiterentwicklung. Also spielen Sie nicht nur, sondern reden Sie auch darüber. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 21.9.2013) 

Video: Conan O'Brien testet "GTA 5"

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