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Als Luxushotel für gestresste Manager geplant, ist Schloss Reifnitz jetzt die luxuriöse Privatresidenz von Frank Stronach und Sigi Wolf.

Foto: APA/Eggenberger

Es war der verstorbene Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, der Magna-Boss Frank Stronach sozusagen zum Beutekärntner erklärte. Der wollte dann auch in Kärnten investieren und versprach ein Zulieferwerk für Autoteile in Klagenfurt. Als offiziell nie bestätige "Morgengabe" wurde Stronach 2005 das Schloss Reifnitz am Wörthersee "angedient", wie es eine örtliche Bürgerinitiative sah.

Das Schloss stand im Besitz der Gemeinde Reifnitz-Maria Wörth, die es zu einer Müllhalde verkommen ließ. Stronach versprach, das desolate Schloss zu einer Luxusherberge für erholungsbedürftige Manager auszubauen und auf dem umliegenden Areal ein Luxushotel mit 275 Betten samt 14 freistehenden Seevillen zu errichten. Das sollte 60 bis 80 Arbeitsplätze bringen.

Der freiheitliche Bürgermeister Adolf Stark und der Großteil des Gemeinderats war begeistert, etliche Gemeindebürger dagegen empörten sich über die Vorgangsweise und den niedrigen Kaufpreis für Stronach.

Grundstück nach Umwidmung mit dreifachem Wert

Zunächst wurde ein Optionsvertrag zwischen der Gemeinde Maria Wörth und der Kärntner Tourismus Holding aufgesetzt, in dem ein Kaufpreis von 6,4 Millionen Euro für ein 69.141 Quadratmeter großes Areal rund um das Schloss inklusive eines umliegenden Waldstücks festgelegt wurde. Das entspricht einem sensationell niedrigen Quadratmeter-"Mischpreis" von rund 92 Euro in 1a-Lage am Wörtersee. Die Option berechtigte die Vertragspartner zur Weitergabe an Dritte, also an Frank Stronach.

Wenig später beschloss der Gemeinderat einstimmig eine integrierte Flächenumwidmung der gesamten Liegenschaft (inklusive Wald) in Bauland/Kurgebiet samt Bebauungsplan mit einer Bruttogeschoßfläche von 9.000 Quadratmetern.

Nach dieser Umwidmung war das Aral um Schloss Reifnitz mindestens dreimal so viel wert. Stronach zog die Option und hatte damit einen "goldenen Schnitt" gemacht. Zum Vergleich: Die Bundesforste verkauften Anlandungsflächen am Wörthersee um 317,94 und 454,21 Euro pro Quadratmeter.

Luxus-Hotel nie gebaut

Der Verdacht einer nach EU-Beihilfenrecht verbotenen Begünstigung eines Investors wurde von der Gemeinde Maria Wörth und vom Land Kärnten beiseite gewischt.

Das Luxus-Wellness-Hotel für gestresste Manager ist nie gebaut worden. Die Klagenfurter Magna Betriebsansiedlung mit Autokomponenten (Steuerungen für Klimaanlagen und Blinker) wurde in einer Miniversion realisiert. 80 Millionen Euro sollten investiert werden, letztlich blieb es bei zehn Millionen. Statt 1.000 versprochenen Arbeitsplätzen gab es rund 200 Mitarbeiter, 2012 wurden diese auf 65 reduziert.

Luxuriöse Privatresidenz

Statt der versprochenen Tourismus-Investitionen samt Luxushotel, einem Gourmettempel und Seevillen wurde das Schloss Reifnitz schließlich zu einer luxuriösen Privatdestination für Frank Stronach und den ehemaligen Magna-Konzernchef Sigi Wolf ausgebaut. Stronachs Pläne, die Wörtherseeuferstraße im Bereich von Schloss Reifnitz zu verlegen, scheiterten allerdings.

Da die versprochenen Tourismus-Investitionen ausblieben, hätte die Gemeinde ein vertraglich gesichertes Rückkaufrecht für Schloss Reifnitz gehabt. Mit den Stimmen von FPK und SPÖ verzichtete die Gemeinde am 20. August 2011 jedoch darauf und erhielt eine Million Euro Ablöse als "Trostpflaster". Bürgermeister Adolf Stark rechtfertigte den Verzicht damit, dass die Gemeinde das Geld nicht habe und auch die bereits getätigten Investitionen im Schloss hätte bezahlen müssen. Ein weiterer interessierter Investor wurde damit ausgebootet.

Schloss Reifnitz, ein Fall für den Staatsanwalt

Mittlerweile ermittelt die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft im Fall Schloss Reifnitz. Der Immobilienmakler Rudolf Schaubach hat eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht. Dabei geht es einerseits um den Verzicht der Gemeinde auf ihr Rückkaufrecht, aber auch um den zu billigen Kauf von Schloss Reifnitz. Bürgermeister Stark, mittlerweile aus der wiedervereinigten FPK/FPÖ ausgetreten, sowie Gemeinderäten von FPK/FPÖ (darunter Martin Strutz) und SPÖ wird Untreue vorgeworfen.

Neopolitiker Frank Stronach wird als Beschuldigter geführt, ebenso Stark und Strutz.

Und auch die sogenannte Connect-Affäre um Scheinrechnungen spielt möglicherweise ein Rolle. Der Klagenfurter Rechtsanwalt Gert Seeber wickelte den Verkauf von Schloss Reifnitz an Stronach ab. Dafür soll er der freiheitlichen Werbeagentur Connect eine "Auftragsakquisitionsprämie" von 240.000 Euro gezahlt haben. Auch diesbezüglich ermittelt die Korruptionsstaatsanwaltschaft. (Elisabeth Steiner, derStandard.at, 20.9.2013)