Graz – Es ging um sexuelle Gewalt, schweren Missbrauch von Unmündigen. Die vier Mädchen waren acht bis elf Jahre alt. Die Täter, drei Burschen, die mit den Mädchen in einer betreuten Wohngemeinschaft der Stadt Graz lebten, filmten ihre Gewalthandlungen. "Sie hatten gelacht und sich amüsiert", erläuterte die Staatsanwältin am Freitag in ihrem Anklagevortrag, als die drei Jugendlichen in Graz vor Gericht standen. Die Übergriffe sollen Anfang 2010 begonnen und drei Jahre lang gedauert haben.

Der Prozess fand weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, an dessen Ende drei Schuldsprüche standen: drei Jahre Haft für die Burschen aus Österreich und Brasilien, eineinhalb Jahre für den Jugendlichen aus der Dominikanischen Republik. Die Staatsanwaltschaft gab zum Urteil keine Stellungnahme ab, ein Jugendlicher erbat sich Bedenkzeit, womit das Urteil noch nicht rechtskräftig ist.

Burschen waren geständig

Es war eines der Opfer, das den Fall ins Rollen gebracht hatte. "Sie hat sich selbst Verletzungen zugefügt ... da habe ich sie angesprochen", erzählte die Mutter, woraufhin sich das Mädchen zwei Polizistinnen anvertraute. Die drei Burschen waren von Anfang an, nachdem sie in Untersuchungshaft genommen worden waren, geständig.

Der Fall, der auch die Rolle des Grazer Jugendamtes in die öffentliche Diskussion brachte, – stellte sich vielschichtig und kompliziert dar. Er offenbarte auch eine Leidensgeschichte der jugendlichen Täter, die allesamt in schwierigen desolaten Familienverhältnissen, konfrontiert mit Gewalt, aufwuchsen. Selbst die Staatsanwältin wollte "trotz all der Leiden der Mädchen" darauf hinweisen: "Es geht nicht nur um die Opfer, sondern auch um die Täter." Daran knüpfte auch die Verteidigung der Burschen an: "Nicht allein die Strafe auch die Therapiemöglichkeiten sollten heute im Vordergrund stehen."

Gerichtliche Ermittlungen gegen Mitarbeiter des Jugendamtes wurden eingestellt. (mue, DER STANDARD, 21./22.9.2013)