Linz - "Ich werde mir ab morgen Urlaub nehmen, um einige persönliche Dinge zu erledigen und alternative Möglichkeiten zu sondieren", teilte Johann Mayr per Mail mit. Der Linzer Ex-Stadtrat (SP) hat am Freitag nicht nur seinen Dienst als Direktor der Gebietskrankenkasse nicht angetreten. Er wird auch nach dem Urlaub auf diesen Posten nicht zurückkehren, stellte Oberösterreichs SP-Chef Josef Ackerl klar.

Auf Drängen der Bundespartei kam es zu dem Rückzieher, bestätigte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ). "Hie und da braucht es einen Anstoß von außen. Sehr spät ist doch noch ein Weg gefunden worden", mehr wollte er zur Causa nicht sagen.

Mayr, der wegen Untreue in der Swap-Affäre angeklagt wurde und deshalb als Finanzstadtrat im Juli zurückgetreten ist, hatte mit der Ankündigung, wieder in seinem früheren Job arbeiten zu wollen, für Entrüstung gesorgt. Nicht nur die Opposition attestierte ihm und seiner Partei "mangelnden politischen Anstand", auch die rote Parteibasis zeigte kein Verständnis und beschwerte sich massiv in der Landesparteizentrale. Zwei Tage lang stellten sich Ackerl und der Linzer Bürgermeister Franz Dobusch schützend vor Mayr, dann schaltete sich die Bundespartei ein.

Am Freitag sprach Ackerl von einem Einschätzungsfehler seitens der Parteispitze. Man habe angenommen, "dass die wirklich gute Arbeit von Mayr in der Gebietskrankenkasse so allgemein anerkannt ist, dass niemand etwas dagegen hat". Auch Dobusch gab zu, dass er die Reaktionen unterschätzt habe. Unterschiedlich urteilte die Opposition: Die Grünen sprachen von einer "Notbremse", die Mayr noch gezogen habe. Die FP hielt Ackerl und Dobusch "Führungsschwäche" vor.

Vor zehn Jahren hatte sich Mayr als Krankenkassendirektor karenzieren lassen, um in die Politik zu wechseln. (ker, DER STANDARD, 21.9.2013)