Frankfurt am Main - Die Leitbörsen in Europa haben, nachdem sie am Vormittag keine klare Richtung gefunden haben, im Minus geschlossen. Der Euro-Stoxx-50 sank um 20,84 Einheiten oder 0,71 Prozent auf 2.906,35 Zähler. Gesprächsthema waren den ganzen Tag über die Auswirkungen der Bundestagswahl in Deutschland.

Nach dem Wahl-Triumph der Union von Kanzlerin Angela Merkel und dem Aus für Schwarz-Gelb hat der Poker um eine künftige Koalition begonnen. Börsianer rechnen mit zähen Koalitionsverhandlungen. Impulse für die Börsen blieben aber vorerst aus.

Diese kamen am ehesten von neuen Konjunkturdaten: Der Einkaufsmanagerindex für die Eurozone erreichte im September seinen Höchststand seit Juni 2011, jener Chinas stieg so stark wie seit einem halben Jahr nicht mehr. Der größte Unterschied dabei ist, dass der Konjunkturaufschwung in China vom Industriesektor, jener in der Eurozone vorrangig von den Dienstleistern gestützt wurde. Negativpunkt: Die Industrie in der Eurozone schwächelte im September.

Die deutschen Versorgeraktien erholten sich im Laufe des Tages etwas von den Anfangsverlusten. Eon (minus 1,04 Prozent auf 13,38 Euro) und RWE (minus 0,34 Prozent auf 24,61 Euro) schlossen im Mittelfeld des Euro-Stoxx-50. Nach der deutschen Bundestagswahl bleibe aber eine gewisse Unsicherheit bestehen, sagten Börsianer. Eine - wenn auch nicht wahrscheinliche - schwarz-grüne-Koaltition könnte die Versorgerwerte mit Blick auf die künftige Förderung erneuerbarer Energien belasten. Auch eine große Koalition würde keine klare Stimmungsaufhellung bringen, hieß es.

Die Eon-Aktie stand auch im Fokus, weil sie seit heute nicht mehr im europäischen Auswahlindex Stoxx Europe 50 enthalten sind. Der Zigarettenhersteller Imperial Tobacco Group musste den Index ebenfalls verlassen. Ihre Plätze nehmen die Titel der britischen Lloyds Banking Group und des Versicherers Axa ein. Alle drei Werte schlossen mit Verlusten. Bei LLoys ging es um mehr als drei Prozent bergab.

Veränderungen gab es auch im Euro-Stoxx-50: Den Platz des Stahlherstellers ArcelorMittal nimmt nun der Logistikkonzern Deutsche Post ein. Die Titel von ArcelorMittal fielen um 0,43 Prozent und die Titel der Deutschen Post büßten am Indexende 3,73 Prozent ein. Damit gaben die Post-Titel allerdings lediglich einen Teil ihrer starken Gewinne vom Freitag ab, nachdem sich Fonds für die Indexrochade positioniert hatten.

Zudem bewegten Unternehmensnachrichten die Kurse. So hievte eine verbesserte Unternehmensprognose die Papiere von Total an die Euro-Stoxx-50-Spitze. Die Aktien verteuerten sich um 0,79 Prozent auf 42,71 Euro zu. Der französische Öl- und Gaskonzern erwartet in den kommenden Jahren höhere Renditen. (APA, 23.9.2013)