Die Forderungen "Jörgs" bringen rechtschaffene Banker ins Schwitzen.

Foto: Klopf

Villach - Ein Bankangestellter versucht mit seiner Vorgesetzten ins Gespräch zu kommen, die aber damit beschäftigt ist, hektisch weiße Stiegen auf und ab zu steigen: Sie gebe hier alles, um nach oben zu kommen, und er stehle ihr wertvolle Zeit! Der Angestellte steht unter Druck. Er hat die Weisung, einen Kredit zu gewähren, für den es keine Sicherheiten gibt. Die Vorgesetzte wehrt aggressiv ab, bis sie erfährt, von wem die Weisung kommt: "Ach so, von unserm Jörg!" Das könne sie nicht unterschreiben, da müsse er nach oben gehen.

Der Banker in der nächsten Etage ahnt schon, worum es geht, will aber auch nicht unterschreiben und verweist ihn nach oben: "Ich dachte, ich bin schon oben." - "Wie kommen Sie darauf? War ich mit Jörg beim Oktoberfest?" Der Kredit wird schließlich prompt gewährt. Der Angestellte wird nun gedrängt, die Bilanz zu schönen: "Schöner schönen geht immer." Am Ende wird nur seine Unterschrift auf den Dokumenten auftauchen.

Es sind vor allem die Kärntner Ausprägungen von Wirtschaftskriminalität und Korruption, die in Soll und Haben pointiert und temporeich persifliert werden. Regisseur und Autor Erik Jan Rippmann nennt seine Inspirationsquellen beim Namen, etwa den ungesicherten Millionenkredit, den die Hypo Alpe Adria auf Drängen Jörg Haiders an die Styrian Spirit vergeben hat, kurz bevor diese pleiteging. Zusammen mit Jurist Andres Hönger gelang ihm eine wunderbare Satire über die Skandale und perversen Auswüchse des Finanzsektors. Das Publikum lacht befreit - der freche Blick auf die bittere Realität hat etwas Heilsames. Beeindruckende Ensembleleistung von Katrin Hauptmann, Angela Ahlheim, Daniel Doujenis, Martin Geisler und der präsenten Katrin Ackerl Konstantin. Unschuldsvermutungsweiße Ausstattung: Michaela Wuggenig/Wilhelm Mosser. (Martin Mittersteiner, DER STANDARD, 24.9.2013)