Wien – Das Potenzial an "frustrierten Stiftern" sei in Österreich durchaus groß, sagt Friedrich Fraberger, Steuerexperte bei der Beratungsgesellschaft KPMG. Daher würden sich derzeit viele Wohlhabende beraten lassen, ob nach Inkrafttreten des Steuerabkommens mit Liechtenstein (1. Jänner 2014) nicht eine Verlagerung der Vermögen nach Vaduz interessant wäre.

Zur Erinnerung: Im Gegenzug für das Schwarzgeldabkommen kam Österreich den Liechtensteinern beim Stiftungsrecht entgegen. Der an den heimischen Fiskus abzuliefernde Eingangssteuersatz für liechtensteinische Stiftungen wurde von 25 auf fünf bis zehn Prozent gesenkt, was nur mehr geringfügig schlechter ist als bei heimischen Stiftungen (2,5 Prozent).

Allerdings: Laufende Erträge unterliegen in Österreich einer Zwischenbesteuerung von 25 Prozent. In Liechtenstein gibt es diese Zwischensteuer nicht, die Finanz profitiert erst, wenn die Erträge ausgeschüttet werden.

Fraberger: "Eine Stiftung in Liechtenstein macht also dann Sinn, wenn ich hohe Kapitalerträge erziele und nichts herausnehme." In diesem Fall sei Liechtenstein trotz der höheren Eingangssteuer nach fünf bis sieben Jahren finanziell attraktiver.

Geldabflüsse

Der Steuerexperte schränkt aber ein: Weniger als zehn Prozent der Stifter, die sich solche Modelle durchrechnen lassen, gehen tatsächlich weg aus Österreich. Auch 20 Jahre nach dem Beschluss des Privatstiftungsgesetzes im Nationalrat ist also ein Ende der österreichischen Stiftung nicht zu befürchten.

Umgekehrt gibt es derzeit auch massive Geldabflüsse aus Liechtenstein. Da das Steuerabkommen zur Selbstanzeige oder zur Bezahlung einer Abgeltungssteuer (15 bis 38 Prozent) verpflichtet, sei es für viele nicht mehr interessant, in Liechtenstein zu bleiben.

Dass daraus ein neuer Stiftungsboom in Österreich resultieren könnte, glaubt Steuerexperte Fraberger allerdings nicht. Ein beträchtlicher Teil dieser Gruppe habe nämlich schon bisher eine Stiftung in Österreich gehabt – also zusätzlich zur Stiftung für Schwarzgeld in Liechtenstein. Wird das Geld nun nach Österreich transferiert, wandert es also in aller Regel in bereits bestehende Stiftungen. (go, DER STANDARD, 24.9.2013)