Unter Experten herrscht weitgehende Einigkeit darüber, dass der "Pensionsantritt wegen langer Versicherungsdauer", besser bekannt als "Hacklerregelung", eine teure und insgesamt systemwidrige Einrichtung des österreichischen Sozialversicherungsrechts ist. Aber selbst wenn man der Meinung ist, dass das Pensionsantrittsalter rasch hinaufgesetzt werden sollte, so muss man dabei Fairness walten lassen - und nicht bei einer Gruppe anfangen, die im Lauf ihres Berufslebens politisch gewünschten Benachteiligungen ausgesetzt war.

Die Zeitsoldaten waren eine Erfindung der SPÖ-FPÖ- Koalition der frühen 1980er-Jahre: Man wollte möglichst rasch möglichst viele billige Soldaten haben, die nicht die gewerkschaftlich durchgesetzten Arbeitszeit- und Überstundenregelungen genießen sollten, die in unserem stark vom Berufsbeamtentum geprägten Bundesheer gelten. Man zahlte ihnen einen knappen Sold anstatt eines Gehalts - und wollte sie in einem rasch wechselnden Turnus loswerden. Um sozialversicherungsrechtliche Details kümmerte sich damals niemand - es ging ja um junge Leute, die noch lange bis zur Pension hatten.

Die jungen Leute sind gealtert - und stellen nun fest, dass man ihre besondere Situation bei den Pensionsreformen der vergangenen drei Jahrzehnte kaum berücksichtigt hat. Es ist beschämend, dass die Republik ihre ehemaligen Soldaten zu Pensionisten zweiter Klasse degradieren will. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 24.9.2013)