Brüssel - Als Reaktion auf den Skandal um fehlerhafte Brustimplantate setzt die EU-Kommission auf strengere Kontrollen für die Hersteller von Medizinprodukten. Die Kommission beschloss am Dienstag schärfere Regeln für die zuständigen Aufsichtsbehörden in den EU-Staaten. Sie sollen Betriebe unangekündigt überprüfen und Proben aus der Produktion nehmen. Um auszuschließen, dass Hersteller - wie bei den Brustimplantaten geschehen - beim Material pfuschen, müssen sie die verwendeten Stoffe dokumentieren.
Kontrolle der Aufsichtsbehörden
Auch die Aufsichtsbehörden werden kontrolliert, damit sie die Regeln einhalten. Sachverständige der EU-Kommission und der Staaten bewerten künftig die Prüfstellen.
Die EU-Kommission und die EU-Staaten hatten sich nach dem Brustimplantate-Skandal 2012 zum Handeln entschieden. Damals mussten sich viele Frauen Brustimplantate des französischen Implantatherstellers PIP (Poly Implant Prothese) entfernen lassen. Es war bekannt geworden, dass die Firma diese mit billigem Industriesilikon gefüllt hatte.
Gesetz für Medizinprodukte soll ebenfalls geändert werden
Der europäische Markt umfasst nach EU-Angaben etwa 10.000 Medizinprodukte vom Pflaster bis zum Herzschrittmacher. Das EU-Parlament und die EU-Staaten beraten derzeit noch über eine umfassende Reform des Gesetzes über Medizinprodukte.
Im südfranzösischen Marseille läuft ein Betrugsprozess zu dem Skandal unter anderem gegen Firmengründer Jean-Claude Mas. 7.400 Frauen traten dort als Nebenklägerinnen auf, darunter auch 73 Österreicherinnen in einer Sammelintervention des Vereins für Konsumenteninformation (VKI). Das Urteil gegen Mas wird im Dezember erwartet. (APA, 24.9.2013)