Berlin - Im nordwürttembergischen Vellberg in Deutschland haben Forscher einen etwa einen Zentimeter großen Kieferknochen ausgegraben, der ein wichtiges Zeitzeugnis der Evolution der Reptilien ist. Der Knochen stammt von einem mit den heutigen Brückenechsen verwandten Tier und lagerte sich vor rund 240 Millionen Jahren am Grund eines Sees ab. 

Früher Vertreter

Genaugenommen ist "Reptilien" ein Begriff, der nur noch wegen seiner allgemeinen Geläufigkeit verwendet wird. Taxonomisch sinnvoller ist "Diapsiden", was die Vögel miteinschließt. Denn die Vögel sind näher mit einem Teil der sogenannten Reptilien (nämlich den Krokodilen) verwandt als diese ihrerseits mit dem heute artenreichsten Reptilien-Zweig, den Schuppenechsen (Lepidosauria). Dazu gehören vor allem die tausenden Arten von Schlangen und Echsen, aber auch die zwei letzten heute noch lebenden Vertreter der Brückenechsen.

"Unser frühes Exemplar ist schon eine sehr perfekte Brückenechse", sagt Rainer Schoch vom Naturkundemuseum in Stuttgart. Auffälliges Merkmal der 240 Millionen Jahre alten Art, die nach Angaben des Wissenschafters fünf bis zehn Zentimeter groß gewesen ist, seien die mit dem Kiefer verwachsenen Zähne. Brückenechsen leben heute nur noch auf mehreren Inseln vor der Küste Neuseelands. "Ich mag den Ausdruck lebende Fossilien nicht, aber hier ist das ein bisschen der Fall. Diese Linie ist sehr lang und sehr konservativ."

Das Alter

Der im Fachjournal "BMC Evolutionary Biology" vorgestellte Fund ist 10 bis 15 Millionen Jahre älter als die bisher ältesten bekannten Funde nicht nur der Brückenechsen, sondern der Schuppenechsen insgesamt. Damit kann der Zeitraum, wann die heutigen Schlangen, Echsen und Brückenechsen den letzten gemeinsamen Vorfahren hatten, weiter eingeengt werden. Bisherige Schätzungen sprachen von 227 bis 289 Millionen Jahren - die Untergrenze muss somit verschoben werden.

Aus dem Alter des Funds und den Charakteristika, die er aufweist, schließen die Forscher, dass die Schuppenechsen in ihrer Gesamtheit mindestens etwa 242 Millionen Jahre alt sein müssen. Sie haben also auch schon vor den Dinosauriern gelebt, wie Schoch betont. (APA/red, derStandard.at, 28. 9. 2013)