Wien - In der Nationalbank (OeNB) sorgt eine Versetzung für Differenzen. Der Vizechef der Abteilung Interne Revision (rund zehn Mitarbeiter) wird auf Wunsch des Direktoriums von seinem Job abgezogen. Er soll ab 1. Oktober die IT-Compliance leiten: ein Referat (3,5 Stellen), das erst gegründet wird.

Der für seine Ecken, Kanten und Strenge bekannte Revisor will nicht wechseln, er sieht darin eine Verschlechterung, wird im Betriebsrat erzählt. Selbiger kann verschlechternden Versetzungen widersprechen; hat das aber in dem Fall mit Mehrheitsbeschluss nicht getan. Das neue Aufgabengebiet des Mannes, "der gute Arbeit geleistet hat und befördert wird, ist nicht schlechter, sondern nur anders", erklärt Zentralbetriebsratschef Robert Kocmich.

Warum der Banker gegen seinen Willen versetzt wird, dazu gibt es verschiedene Darstellungen. OeNB-Sprecher Christian Gutlederer sagt, der studierte Techniker sei "der beste Kandidat" für den IT-Compliance-Job, man müsse daher "gar keinen anderen suchen" (die Stelle wurde intern nicht ausgeschrieben). Zur Erklärung der zweiten Variante gilt es, ein wenig auszuholen. Der Kontrollor war zuletzt mit heiklen wie peinlichen Causen befasst. Etwa mit dem Verschwinden von 50.000 Euro aus der Hauptkasse (wurden zufällig in einem Hochregal gefunden) oder zwei Fällen, in denen OeNB-Angestellte Geld vom Bankomaten mitnahmen, das anderen gehörte. Im Umgang mit alldem sei er angeeckt, heißt es in der Notenbank.

Weisung des Direktoriums

Zuletzt habe er sich an höchster Stelle unbeliebt gemacht. In einem im Auftrag der EZB erstellten und an diese adressierten Bericht zum Thema Zahlungsverkehr sei der Revisor bei einer Risikobeurteilung kritisch gewesen, was zu Differenzen mit dem Direktorium geführt habe. Das habe dann eine schriftliche Weisung erteilt, die im Bericht ihren Niederschlag gefunden habe. Der OeNB-Sprecher zur Weisung: "Kein Kommentar". Kritiker des Revisors sagen, die Weisung habe nicht den Inhalt des Berichts betroffen.

Der Revisor erwägt angeblich, gegen seine Versetzung zu klagen. Er selbst war nicht zu erreichen. (Renate Graber, DER STANDARD, 26.9.2013)