Franz Pikal, CEO der CSS und Leiter einiger Intranet-Projekte  

Foto: © CSS / Sven Schweiger

Was sagen Sie, wenn ein Kunde fragt, welche Technologie die beste für ein Intranet ist?

Franz Pikal: Grundsätzlich kann man nicht sagen, diese oder jene Technologie ist die beste. Ich glaube, ein Intranet ist etwas ganz Persönliches für jedes Unternehmen, denn jedes ist anders. Die Belegschaft ist anders, die Struktur ist anders, die Art zu kommunizieren ist anders – darauf muss das Intranet Rücksicht nehmen. Aber es haben sich natürlich einige Plattformen herauskristallisiert, die sehr häufig eingesetzt werden.

Welche Plattformen wären das?

Franz Pikal: Das sind zum einen die Web-Content-Management-Plattformen, die man einsetzt, wenn der Hauptfokus des Intranets auf Inhalte wie Artikel etc. liegt. Daneben gibt's die Kollaboration-Plattformen, die die Zusammenarbeit unterstützen. Und dann gibt's ein paar Ableitungen von diesen Systemen.

Mit welchen arbeitet Sie bei CSS?

Franz Pikal: Für Web-Content-Publishing nehmen wir Kentico CMS, ein auf Microsoft ASP.NET basierendes Content-Management-System. Kentico bietet schon viele fertige Intranet-Funktionen. Außerdem kann vieles einfach integriert werden, wie zum Beispiel Microsoft SharePoint-Listen. Im Kollaborationssektor verwenden wir Microsoft SharePoint, in den gängigen Versionen 2007, 2010 oder 2013. Mit beiden Plattformen arbeiten wir schon einige Jahre und sind Gold-Partner.

Ist die langjährige Arbeit mit der Technologie ein wichtiger Punkt?

Franz Pikal: Ja, natürlich. Vor allem können wir und unsere Kunden darauf vertrauen, dass es beide Plattformen auch noch lange geben wird. Das ist für jede Technologie-Auswahl ein ganz wichtiges Entscheidungskriterium. Die Technologie meiner Wahl soll ja mindestens so lange existieren wie mein Intranet.

Für welche Kunden hat die CSS im Intranet-Bereich schon gearbeitet?

Franz Pikal: Ein sehr großes Projekt, das wir mit Kentico CMS gemacht haben, ist das Kapsch Intranet. Das ist ein konzernweites Intranet in mehreren Sprachen, mit sehr vielen Seiten in verschiedenen Ländern. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen bekommen ihr Intranet vor Ort mit personalisierten und lokalisierten Inhalten.
Mit Microsoft SharePoint haben wir auch schon ein paar Intranets gemacht. Wir entwickelten zum Beispiel ein Intranet für die Mitarbeiter der AUVA  an den rund 25 Standorten. In der Zwischenzeit haben wir das Intranet auch mehrmals auf die neueste Version migriert. Im Moment stellen wir im Übrigen auch unser eigenes Intranet auf Microsoft SharePoint 2013 um.

Was sind die Gründe dafür?

Franz Pikal: Weil die jetzige Version in absehbarer Zeit nicht mehr unterstützt wird. Außerdem wollen wir die Funktionen ausweiten. Wir möchten mehr Daten-Visualisierung, mehr Team-Kollaboration und so weiter. Das geht mit dem neuen Microsoft SharePoint wesentlich einfacher als mit der alten Version.
Gleichzeitig sammeln wir dabei Erfahrungen mit der Technologie. Wir wollen wissen, wovon wir sprechen, wenn wir einem Kunden eine Plattform empfehlen.

Wie lange dauert die Umsetzung eines Intranets?

Franz Pikal: Verallgemeinern kann man das nicht. Aus meiner Erfahrung: So klein ein Projekt auch sein mag – von der Idee bis zur Live-Schaltung hätte ich noch keines erlebt, dass unter sechs Monaten läuft. Da fallen die Konzeption, die Informationsarchitektur, das Design, die Daten-Integration, die Content-Aufbereitung und mehr hinein. Ab einer gewissen Größe würde ich ein Jahr einplanen, damit man nicht allzu sehr in Stress kommt.

Wenn die Leute zu Ihnen kommen, haben sie dann schon ein Konzept? Oder eher eine Idee?

Franz Pikal: Sie haben meistens kein Konzept, wie wir es verstehen – also etwas, dass wir einfach nur mehr technisch umsetzen. Die meisten Leute haben das Gefühl, dass ihr Intranet nicht dem entspricht, was die Mitarbeiter benötigen. Sie haben auch schon eine gewisse Idee, was die Hauptkritikpunkte oder die vermissten Features sind.

Der erste Schritt ist es also, ein Konzept zu erstellen?

Franz Pikal: Ja, dafür bieten wir Workshops an. Im Vergleich zu anderen Software-Projekten sollte man in einem Intranet-Workshop sehr früh das Feedback der End-Benutzer einholen. Denn die Funktion mag am Papier gut aussehen, aber ob sie wirklich jemand braucht, ist manchmal fraglich. Da ist es günstig, Feedback-Schleifen mit Benutzern und Redakteuren zu machen. Möglicherweise baut man auch einen klickbaren Prototypen.

Hört sich aufwendig an. Man spart damit aber trotzdem Geld?

Franz Pikal: Ja, ein Workshop mit Experten und ein Prototyp sparen sehr viel Projektzeit. Denn aus meiner Erfahrung scheitern Intranet-Projekte meistens nicht wegen der gewählten Technologie. Viele scheitern an Projektverzögerungen, die nichts damit zu tun haben. Oder am fehlenden Content – da stirbt jedes Intranet. Ein Workshop kann dabei helfen, solchen Stolpersteinen aus dem Weg zu gehen. Ich will nicht ausschließen, dass die Technologie zur Katastrophe führt, aber das ist sehr selten.