Notbremsung - der Zug hält kurz vor der Station Seestadt. 

Foto: Roman David-Freihsl/DER STANDARD

Wien - Der U-Bahn-Zug nähert sich der Station - da zieht der junge Mann den Zug-Notstopp-Griff mit einem Ruck hinunter. Notbremsung - der Zug hält kurz vor Beginn des Bahnsteigs. Der Fahrer klettert aus seiner Kabine und hält in der Station Nachschau.

Ein Notfall - normalerweise. Doch diesmal konnten es die Teilnehmer dieser Sonderfahrt auch ohne Not ausprobieren. Es sind die vier Gewinner des Sicherheits-Quizzes der Wiener Linien auf Facebook, die auf der noch nicht eröffneten U2-Strecke zur Seestadt Aspern unterwegs sind und Sicherheitseinrichtungen testen.

"Wenn etwas auf die Gleise runter fällt: Niemals selbst raufholen", warnt Christian Jagersberger - er ist einer der U-Bahn-Instruktoren der betrieblichen Ausbildung der Wiener Linien. "Bitte zur Stationsaufsicht gehen oder über die Gegensprechanlage die Notrufstelle informieren." So wurde auch schon einmal ein Panda gerettet - der Plüschpanda eines verzweifelten Mädchens.

Dem Fingerjucken nachgeben dürfen

Und die Horrorvorstellung? Wenn ein Mensch hinunter auf die Gleise fällt? Dieser Tage erst war eine Frau von einem Betrunkenen vom Bahnsteig gestoßen worden. Da gilt die wichtigste Regel: "Bevor man irgendetwas anderes tut, immer zuerst den Zug-Notstopp ziehen." Denn auch wenn angezeigt wird, dass der nächste Zug erst in ein paar Minuten kommt - es kann vorher auch noch ein Sonderzug daher kommen. Weiters gibt es unter dem Bahnsteig auch noch einen Rettungsraum, in den man sich vor einem einfahrenden Zug in Sicherheit bringen kann.

Und dann gibt es noch diese eine Sicherheitseinrichtung, bei deren Anblick es den einen oder die andere sicher schon öfter in den Fingern gejuckt hat - aber man ließ dann doch dieselbigen davon: Die Notbremse im Zug. Die Quizgewinner dürfen auch hier einmal, ein einziges Mal dem Fingerjucken auch ohne Not nachgeben. Der Griff wird bei voller Fahrt runtergezogen. Alle gewarnten Anwesenden halten sich ordentlich fest - aber die Notbremsung bleibt aus.

Stattdessen meldet sich sofort der Fahrer über die Sprechanlage und fragt, was passiert sei. Denn: Ist der Zug bereits 80 Meter von der Station entfernt oder fährt schneller als 40 km/h, wird nicht automatisch abgebremst. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 26.9.2013)