Einer der "Arctic 30" wird in Handschellen in das Gerichtsgebäude gebracht.

Foto: IGOR PODGORNY / GREENPEACE INTERNATIONAL

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Die festgenommenen Greenpeace-Aktivisten wurden in Handschellen in den Saal geführt. Dort mussten sie - wie in Russland üblich - in einem Gitterkäfig die Verhandlung verfolgen.

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Sofia/Moskau - Eine Greenpeace-Aktivistin aus Österreich ist am Donnerstag, bei einer Protestaktion gegen die Ölbohrpläne in der Arktis in Bulgarien festgenommen worden. Die 30-Jährige blockierte gemeinsam mit fünf anderen Personen eine Gazprom-Tankstelle nahe der Stadt Blagoevgrad in Bulgarien und forderte die Freilassung ihrer in Russland inhaftierten Mitstreiter, gab die Umweltorganisation bekannt.

22 der 30 bei einer Protestkundgebung auf einer russischen Ölplattform festgenommenen Greenpeace-Aktivisten wurden Donnerstagmittag in vorläufigen Gewahrsam genommen, teilte Greenpeace via Twitter mit. Es bestehe Fluchtgefahr, deshalb müssten die Umweltschützer vorerst für zwei Monate in Untersuchungshaft bleiben, so die Behörden. Über die Verhaftung der restlichen acht Mitglieder wird in den kommenden Tagen entschieden.

Die Behörden können einen Verdächtigen normalerweise zwei Monate lang in U-Haft lassen, auf besondere richterliche Anweisung auch sechs Monate. Sind die Ermittlungen bis dahin noch nicht abgeschlossen, kann der Richter die U-Haft aber jeweils verlängern.

Transparent im Nordpolarmeer

Die Justiz ermittelt gegen die Aktivisten wegen bandenmäßiger Piraterie. Dafür drohen bis zu 15 Jahre Haft. "Sie haben geplant, die Ölplattform zu besetzen mit dem Ziel, die Kontrolle darüber zu erlangen", warf der namentlich nicht genannte Ermittler den Umweltschützern vor. Greenpeace hingegen betont, die Aktivisten hätten friedlich und aus Protest gegen Ölbohrungen in der Arktis ein Transparent an der Plattform des Staatskonzerns Gazprom in der Petschorasee anbringen wollen.

Im Käfig und im Fernsehen

Die Aktivisten seien in Handschellen in den Saal geführt worden, teilte die Organisation über Twitter mit. Dort mussten sie - wie in Russland üblich - in einem Käfig die Verhandlung verfolgen. Die Aktivisten wurden in sechs Gruppen jeweils einem Richter zugeteilt. Die Umweltorganisation sprach von einem historischen Prozess. Das Staatsfernsehen übertrug live aus dem Gerichtssaal.

Die "einzige gesetzliche Entscheidung" wäre ein Freispruch, sagte Dmitri Artamonow von Greenpeace. Auch Ljudmila Alexejewa von der Moskauer Helsinki-Gruppe forderte die Freilassung der Aktivisten aus 18 Ländern. "Sonst droht ein internationaler Skandal. Es sind weder Terroristen noch Piraten", sagte die bekannte Bürgerrechtlerin. Der russische Ombudsmann für Menschenrechte, Wladimir Lukin, forderte das Gericht auf, keine Kollektivstrafe zu verhängen.

Die Crew des Greenpeace-Schiffs "Arctic Sunrise" war vor einer Woche beim Versuch festgenommen worden, auf der Ölplattform gegen Bohrungen in der Arktis zu protestieren. (APA/red, derStandard.at, 26.9.2013)

Greenpeace twittert den Prozess unter dem Hashtag #FreeTheArctic30