In zweiter Generation setzt die Mittelmotorflunder bei der Dynamik noch eins drauf - wirkt dabei aber im Verbrauch zeitgemäß genügsam

Es gibt Momente, wo selbst ein abgebrühter Ausnahmekönner wie Walter Röhrl noch ins Schwärmen kommt. Der Cayman ist so ein Fall. Mittelmotor, relativ leicht, irre dynamisch. Fahraktivster aller Porsches, raunte er uns einmal zu, so unter uns Bayern und Österreichern. Jetzt ist zwar klar, dass Otto Normalfahrer nicht entferntest an Röhrls Fahrkönnen rankommt. Das hindert aber nicht, sich von der Begeisterung anstecken zu lassen. Was für eine Fahrmaschine, schon in der Test-Basisversion.

Foto: Christian Fischer

Beim Vorgänger galt außerdem: schönster Autopopsch seit Menschengedenken. Ein wahres Erotikon - für jemanden mit Sinn für so was. In zweiter Generation ist das kaum anders. Was sieht dieses Heck toll aus! Und nicht nur das: der ganze Wagen. Wo der erste Cayman die Front optisch, aber nur mühsam vom 911 abgrenzen konnte, besitzt er nun auch hier mehr Eigen-Art, wie auch der Boxster, auf dem er basiert.

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Boxster? Mit dem führte Porsche seinerzeit den (beibehaltenen) Superschmäh ein, dass plötzlich ein Coupé teurer war als der Roadster. Unverschämt, aber verzeihlich, weil Porsche. Und vor allem, weil echter Sportmehrwert vorhanden. Er ist verwindungsresistenter und dynamischer als der offene Einstiegs-Zuffenhausener. Zwei Plätze! Steif wie Brett! Achsbalance! Zwischengas beim PDK!

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Keine fette Mittelarmauflage, sondern freies Ruderfeld - im Kurveneinsatz null Ellbogenhindernis! Porsche eben, alles penibel durchdacht. Kein Wunder, dass der Hersteller den Cayman leistungsmäßig auf Distanz zum 911er hält.

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Apropos: 275 PS waren es im Testfall. Fast mutet es euphemistisch an, wenn auch Sport und Sport plus als Betriebsart zur Auswahl stehen. Das ist eben vom hohen Ross des Souveränsportlers her zu verstehen. Als würde ein Profiathlet sich einmal warmlaufen, einmal intensiver trainieren und einmal zum Wettkampf antreten, so deutlich wirkt die Spreizung zwischen den drei Modi.

Foto: Christian Fischer

Dass Porsche in der Jetztzeit angekommen ist, zeigt das Faktum Start-Stopp-Funktion, zeigt speziell der Realverbrauch: knapp über zehn Liter auf 100 km, viel mehr wird's kaum einmal werden.

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Übrigens macht man im defensiven Fahralltag die Erfahrung, dass einem ständig wer die Spur freimacht. Dass ein Porsche ganz pomale daherkommt, das will offenbar kaum jemand unterstellen.

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Phänomenologisch ist schon der Basis-Cayman eine gute Erklärung für die Porschefaszination, der sich kaum wer entziehen kann. Ein klarer Fall für den Suchtmittelbeauftragten. Ja, und woher kommen eigentlich die vielen Fingertapser an den Seitenscheiben? Und vor allem: Wo bleibt unser Fotograf Christian Fischer so lange mit dem Cayman?!? (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 27.9.2013)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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