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Greenpeace-Mitglieder demonstrieren für die Freilassung ihrer Kollegen.

Foto: APA/ALEX HOFFORD

Piraten im Eismeer: Nach dem Greenpeace-Protest in der Arktis demonstrieren die russischen Behörden Härte. 22 der 30 Aktivisten müssen für zwei Monate in U-Haft, bei den übrigen wurde die Entscheidung um 72 Stunden verschoben. Der Vorwurf gegen die Ökologen lautet auf Piraterie, was nicht nur Greenpeace abstreitet, sondern sogar Russlands Präsident Wladimir Putin anzweifelt.

Am 18. September enterten Umweltschützer die Ölplattform Priraslomnaja des Konzerns Gasprom Neft in der Petschorasee. "Die Alpinisten haben versucht, sich an einer der Seitenwände der Plattform festzuketten, um damit Aufmerksamkeit für die Gefahren der Ölerschließung der Arktis und der Klimaveränderungen zu wecken", erläuterte Greenpeace-Chef Kumi Naidoo die Aktion.

Was zunächst mit einer kalten Dusche für die Ökologen endete - der Grenzschutz spülte sie mit Wasserschläuchen von Bord - entwickelte sich zur Schlagzeile des Tages, als der FSB einen Tag später das Greenpeace-Schiff Arctic Sunrise kaperte und nach Murmansk abschleppte. Für Russland droht die Kraftprobe mit der NGO spätestens mit den Piraterievorwürfen in einem PR-Desaster zu enden. Das russische Strafgesetzbuch sieht dafür bis zu 15 Jahre Haft vor, was so unangemessen ist, dass selbst im Kreml der Imageschaden begriffen wird.

Nicht nur Putin erklärte daher, dass er die Ökologen nicht für Piraten halte, auch der Sprecher der Ermittlungsbehörden, Wladimir Markin, versicherte eifrig, dass die Anklage im Laufe der Ermittlungen noch abgemildert werden könne.

Protest russischer Medien

Protest gibt es trotzdem; speziell gegen die Verhaftung des Fotografen Denis Sinjakow von der Internetzeitung lenta.ru. Sinjakow habe nur seine journalistische Pflicht erfüllt, heißt es in einem offenen Brief russischer Journalisten, in dem dessen Freilassung gefordert wird.

Der Protest geht sogar noch weiter: Mehrere Internetseiten russischer Medien zeigten am Freitag anstelle der üblichen Fotografien schwarze Flächen, um zu demonstrieren, "wie Info-Materialien ohne Fotos vom Ort des Geschehens aussehen". An dem Protest beteiligten sich nicht nur bekannte Oppositionsmedien, sondern sogar der als kremlnah geltende TV-Sender NTW. Besonders pikant daran: Der Sender gehört Gasprom - gegen den Konzern richtete sich schließlich die Greenpeace-Aktion. (André Ballin aus Moskau, DER STANDARD, 28.9.2013)