Wien - Iris S. - jene ehemalige Bawag-Mitarbeiterin, die mit dem Linzer Finanzdirektor Werner Penn den nun strittigen Swap 4175 abgeschlossen hatte - war am Montag als Zeugin vor Gericht. Dort sagte sie auf die Fragen von Richter Andreas Pablik, dass Penn in Finanzangelegenheiten ihre einzige Ansprechperson gewesen sei, er dieses Produkt haben wollte, dieser sich in der Materie ausgekannt habe und sich oft "mit meinem Chef" (Penn in früheren Aussagen; Anm.) abgesprochen habe. Wer dieser Chef war, wollte Pablik wissen. "Meiner Wahrnehmung nach war das Mayr", sagte S. - also der ehemalige Finanzstadtrat von Linz, Johann Mayr.
Dass Penn sich in der Materie ausgekannt habe, zeigte sich für S. daran, dass dieser "das Vokabular beherrscht hat", also über Swaps, Caps und Strikes reden konnte. Zudem habe der ehemalige Linzer Finanzdirektor die Bawag beauftragt, mehrere Varianten von dem Swap zu rechnen, da laut Penns Angben das Produkt sich ab einem gewissen Punkt (ab einem Strike von 1,51 bzw. 1,54 - das ist der vertraglich vereinbarte Wechselkurs Euro/Schweizer Franken; Anm.) "sich irgendwie komisch bewegt".
Zweifel ausgeräumt
Die Zweifel konnten ausgeräumt werden. Bawag-Mitarbeiterin S. "war auch überrascht, dass es sich so toll rechnet", sagte S. im Februar 2007 am Telefon - ein entsprechender Mitschnitt wurde am Montag abgespielt. "Ja, nein das ist gewaltig", zeigte sich Penn in dem Telefonat hocherfreut über das Zinsniveau. "Ein Niveau wo man schon schwach werden kann", ergänzte Iris S. "Eine Okkasion auf zehn Jahre". Er müsse "noch mit dem Chef reden", wandte Penn während des Gesprächs ein. Wenig später gab er grünes Licht für den Abschluss des Swaps und war erfreut über das "gewaltige" Geschäft. Der Zinstausch gefalle ihm "sehr gut", sagte Penn damals. Penns Ziel sei es laut S. ja gewesen, die Zinslast aus einer Franken-Anleihe zu verringern.
Bleibt noch die Frage nach dem Risiko. Iris S. gab dazu an, Penn am Telefon kurz auf die Risiken des Geschäfts aufmerksam gemacht zu haben. Penn habe das laut S. auch verstanden. In einer Gesprächsnotiz von S. heißt es zudem sinngemäß: Achtung, Penn darauf hinweisen, dass er doppeltes Risiko trägt. Entwickelt sich die Anleihe negativ, laufe auch die Option gegen ihn. Die Aufklärung über das Risiko klinge eher nach, "das muss ich halt erwähnen", so der Einwand des Richters. Es habe vorher persönliche Gespräche mit Penn gegeben, entgegnete die Zeugin - auch über das Risiko.
Fragen über Fragen
Nach Pablik waren die Linzer Anwälte am Wort, die mit ihren Detailfragen die Zeugin teilweise ins Stocken brachten. Gerhard Rothner von Wildmoser, Koch & Partner zeigte sich irritiert, weil S. sich zwar genau an Dinge erinnern könne, aber nicht mehr wissen, wann genau was passiert sei.
Wie so oft in diesem Verfahren, entfachten die Fragen der Anwälte Diskussionen bei den Anwälten der Gegenseite und Richter Pablik musste eingreifen. Er unterbrach am Nachmittag die Verhandlung für eine Pause. Danach hatten die Bawag-Anwälte das Wort. Der derStandard.at-Liveticker läuft bis zum Ende des Verhandlungstages. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 1.10.2013)