Salzburg - Mit Erinnerungslücken und widersprüchlichen Aussagen begannen die Zeugeneinvernahmen beim Prozess um den Skandal bei den Salzburger Osterfestspielen am Montag. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler wurde geladen, um über die geplante Wiederaufnahme des European Art Forums (EAF) zu sprechen, die wegen fehlender Finanzierung scheiterte.

Schon 2000 sei die Idee aufgekommen das Festival, das schon 1996 einmal in Salzburg über die Bühne ging, als "intellektuelle Begleitung der Festspiele" wieder zu veranstalten, erklärte die Festspielpräsidentin. Als Präsident sollte jemand international Bekannter eingesetzt werden: "Ich habe Vázlav Havel persönlich gefragt, ob er das macht". Rabl-Stadler selbst sei bei der Gründung des Vereins 2002 nur als Interimspräsidentin eingesetzt worden, "leider, sonst müsste ich heute nicht hier sitzen".

Der Zweitangeklagte ehemalige Geschäftsführer der Osterfestspiele, Michael Dewitte, hätte auch als Geschäftsführer des EAF fungieren sollen und war laut eigener Aussage mit der Planung und Finanzierung beauftragt. Auf die Frage der vorsitzenden Richterin des Schöffensenats, Daniela Meniuk-Prossinger, ob denn eine Gehaltszahlung für Dewitte als Geschäftsführer vorgesehen war, erklärte Rabl-Stadler: "Honorare waren noch nicht ausgemacht." Sie sei aber der Meinung gewesen, dass Dewitte ein Gehalt bekommen hätte sollen, für die Vorbereitungszeit sei aber nichts besprochen worden. Als Rabl-Stadler Dewittes Aussage vorgehalten wurde, sie hätte ihm mündlich Gehalt zugesagt, erklärte sie erneut: "Ich habe mich mit der Gehaltsfrage nicht beschäftigt."

35.000 Euro soll sich Dewitte schließlich selbst als Gehalt ausbezahlt haben, aus einem zinslosen Kredit der Osterfestspiele für das EAF. Nach Dewittes Ansicht vollkommen gerechtfertigt. Die Honorarforderung sei ihm zudem vom Leiter der Präsidalabteilung des Landes bestätigt worden.

Vor der Festspielpräsidentin wurde der ehemalige Salzburger Bürgermeister-Stellvertreter Karl Gollegger (ÖVP) einvernommen: "Ich versteh überhaupt nicht, warum ich hier bin. Was hat das mit den Osterfestspielen zu tun?" Gollegger erinnerte sich an die erste Besprechung zur Wiederbelebung des EAF in seinem Büro: "Dewitte erklärte, er habe freie Kapazitäten und internationale Kontakte". Gollegger habe das Festival nur ins damals neugebaute Kongresshaus bringen wollen. Über ein allfälliges Honorar für Dewitte sei bei dem Treffen nicht gesprochen worden. An andere Unterhaltungen und Besprechungen zum EAF konnte sich der heutige Verbund-Geschäftsführer nicht einmal erinnern, nachdem ihm Richterin Meniuk-Prossinger die Gesprächsprotokolle vorhielt. Auch an eine Sponsoren-Zusage für das EAF in der Höhe von 500.000 Euro, die er selbst organisiert haben soll, konnte sich Gollegger im Detail nicht mehr erinnern. (Stefanie Ruep, DER STANDARD, 1.10.2013)