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Ali Al-Marri, Präsident des katarischen Menschenrechtskomitees (li.): "Die Informationen des 'Guardian' sind falsch."

Foto: APA/EPA/Al-Assaad

Doha - Das Emirat Katar hat einen Zeitungsbericht zurückgewiesen, wonach ausländische Arbeiter für die großen Bauprojekte zur Fußball-Weltmeisterschaft 2022 wie Sklaven behandelt würden. "Es gibt in Katar keine Sklaverei und keine Zwangsarbeit", sagte der Präsident des nationalen Menschenrechtskomitees, Ali Al-Marri, am Montag auf einer Pressekonferenz. "Die Informationen des 'Guardian' sind falsch."

Die britische Zeitung hatte am Donnerstag berichtet, die Arbeiter würden wie "moderne Sklaven" behandelt, allein 44 nepalesische Gastarbeiter sollen zwischen 4. Juni und 8. August ums Leben gekommen sein, zur Hälfte an Herzversagen oder bei Arbeitsunfällen. Sollte die Zahl der Todesfälle so fortschreiten wie bisher, würden bis zum WM-Beginn mindestens 4.000 ausländische Arbeitskräfte sterben, sagte ein Vertreter des Internationalen Gewerkschaftsbunds (ITUC) der Zeitung. ITUC-Generalsekretärin Sharan Burrow nannte die Ausbeutung von Gastarbeitern in Katar "moderne Sklaverei". 

Zahlen "übertrieben"

Marri bezeichnete die Zahlen des "Guardian" zu den Todesfällen als übertrieben. Der Koordinator der nepalesischen Gemeinde im Nahen Osten, Narinra Bad, sagte auf der Pressekonferenz, heuer seien bisher 151 Nepalesen in Katar gestorben, darunter 15 an ihrem Arbeitsplatz. Im Jahr 2012 seien 276 seiner Landsleute in Katar gestorben, davon 55 am Arbeitsplatz. Insgesamt arbeiteten in dem ölreichen Emirat 370.000 Nepalesen, sagte Bad.

Der "Guardian" hatte sich in seinem Bericht auf Unterlagen der nepalesischen Botschaft in Katar berufen. Aus Nepal kommen die meisten der ausländischen Arbeiter für die WM-Projekte in dem Golfstaat. Der Zeitung zufolge kamen im vergangenen Jahr mehr als hunderttausend Arbeiter aus dem Himalaya-Staat in das reiche Emirat, um sich bei den Bauprojekten für die WM zu verdingen.

Viele von ihnen würden seit Monaten nicht bezahlt, zugleich sei ihnen der Pass weggenommen worden, damit sie nicht abreisen könnten. Auch gebe es trotz der Hitze kein kostenloses Wasser für die Arbeiter, schrieb das Blatt.

FIFA irritiert

Dass Katar zum Ausrichter der WM gekürt wurde, ist sehr umstritten. Der Weltfußballverband FIFA zeigte sich nach dem "Guardian"-Bericht besorgt und kündigte Gespräche mit den Behörden in Katar an. Der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger, Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee, forderte am Wochenende ein Einschreiten der FIFA-Ethikkommission. (APA/sid/red, 30.9. 2013)